: Menschenrechtler in Kolumbien bedroht
■ Der Anwalt hatte seiner Regierung Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen / Linker Journalist erschossen
Bonn (afp/taz) - Amnesty international fürchtet um das Leben eines kolumbianischen Juristen, der in Bonn der Regierung seines Landes Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen hat. Brigitte Erler, deutsche amnesty–Vorsitzende, beschuldigte in dieser Woche die kolumbianische Zeitung El Tiempo, eine „indirekte Todesdrohung“ gegen Rechtsanwalt Eduardo Umana Mendoza ausgesprochen zu haben. Die Zeitung hatte Umana nach seiner Rückkehr aus der Bundesrepublik, wo er eine Pressekonferenz gegeben hatte, als Helfershelfer der Linksguerilla bezeichnet. Unter den herrschenden politischen Verhältnissen in Kolumbien sei eine solche Verdächtigung eine „schwere Bedrohung für das Leben“ Umanas, schrieb Frau Erler, die darauf hinwies, daß nach Erkenntnissen ihrer Organisation in dem südamerikanischen Land allein in den letzten zwei Jahren 600 Menschen von Armee, Polizei und rechtsextremen Todesschwadronen ermordet worden sind. Tags zuvor ermordeten Unbekannte erneut einen Journalisten. Nach Angaben der Polizei erschossen zwei Männer den 36jährigen Fernando Bahamon in der 550 Kilometer südwestlich von Bogota gelegenen Provinzhauptstadt Florencia auf offener Straße. Bahamon, Lokalreporter für eine Zeitung und einen Radiosender in Bogota, vertrat die kommunistische „Patriotische Union“ (UP) im Stadtrat. Vor einem Monat hatte er über einen Guerilla–Angriff auf einen Armeekonvoi berichtet, bei dem in der Nähe von Florencia 27 Soldaten getötet worden waren. Mit ihm sind in zehn Jahren 24 Journalisten Opfer der politischen Gewalt in Kolumbien geworden. Allein im vergangenen Jahr sind überdies 350 Mitglieder der UP unter ähnlichen Umständen ermordet worden.
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