: Menschenrechte im Iran Neuer UNO-Bericht
■ Vorwürfe gegen Teheran, aber auch gegen Mudschaheddin
Genf (ap/taz) -Nicht nur die Regierung in Teheran, sondern auch die Widerstandsorganisation der Volksmudschaheddin mißachtet die Menschenrechte in Iran. Dies geht aus einem Bericht der Vereinten Nationen hervor, der am Montag in Genf veröffentlicht wurde. Der Verfasser des 76seitigen Reports, der Salvadorianer Reynaldo Galindo Pohl, war der erste UNO -Beamte seit 1984, der die Menschenrechtssituation in der islamischen Republik untersuchen durfte.
Galindo Pohl führt Folter und andere Menschenrechtsverletzungen auf. Er weist jedoch mehrfach darauf hin, daß es während seines einwöchigen Aufenthaltes „in vielen Fällen“ nicht möglich gewesen sei, das Schicksal der Betroffenen eingehend zu prüfen, und fordert die Erlaubnis für weitere Besuche.
In dem Bericht werden die Namen von 700 Menschen genannt, die während der vergangenen zwei Jahre offenbar hingerichtet wurden. Iranischen Medien zufolge sollen in weniger als einem Jahr sogar 1.300 Personen exekutiert worden sein; Menschenrechtsorganisationen schätzen die Zahl noch weit höher ein. Darüber hinaus sprach Pohl jedoch auch von einer „spürbaren Zunahme terroristischer Aktivitäten“ als Teil des bewaffneten Kampfes gegen die iranische Regierung. Die Volksmudschaheddin haben nach Darstellung des UNO -Mitarbeiters mindestens 39 Menschen exekutiert. Galindo Pohl benennt außerdem Zeugen, die von der Widerstandsorganisation fälschlicherweise auf die Liste der Exekutionsopfer gesetzt worden sein sollen.
Die von Irak aus operierende Widerstandsgruppe der Volksmudschaheddin dagegen wies die Vorwürfe zurück. Die UNO habe einen „schmutzigen Pakt“ mit den iranischen Machthabern geschlossen. Der Bericht vertusche „die furchtbaren Menschenrechtsverletzungen im Iran“. Anstoß nahmen die Volksmudschaheddin vor allem daran, daß Galindo Pohl seine Informationsreise durch den Iran, dessen Route die Mudschaheddin genau verfolgten, ohne Begleiter des iranischen Widerstandes durchführte.
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