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■ MelodienJazz-Improvisationen

Gegensätze ziehen sich an, heißt es. Als unvereinbar, mindestens aber hochgradig gespannt können krasse Konfrontationen regional avantgardistischer Stile aufeinanderprallen.

Zwei führende Repräsentanten der Musikszene Litauens, die Folksängerin Veronika Pvoilioniene und der Jazzsaxophonist Petras Vysniauskas, haben eine solche Konfrontation als Herausforderung für Duoaufnahmen angenommen.

So unterschiedlich, ja gegensätzlich die ästhetischen wie persönlichen Temperamente der beiden Solisten auch sind, um so mehr überraschen die Glut und die spröde Intensität dieser schon langjährigen Zusammenarbeit. Hier die mit voluminöser Stimme und fast stoischer Ruhe die festgelegten sehnsuchtsvollen Melodien singende Vokalistin, dort der mit gezügelter Unruhe improvisierende Saxophonist: das ist keine im Trend liegende Fusionsmusik. Das ist ein Kräftemessen, allerdings bei vollem gegenseitigem Respekt. Beide schenken sich nichts, doch sind die Arrangements so gestaltet, daß sowohl der Jazz als auch die Vokalmusik Litauens Raum zur Entfaltung haben. Mal sind es geschickte Wechsel beider Stile, sozusagen ein Abtasten auf Distanz, mal schmeicheln sich die Saxophonlinien in die Melodie ein oder umranken sie mit bissigen Kommentaren, so daß den melancholischen Stimmungen eine an Eric Dolphy erinnernde Expressivität hinzugefügt wird.

Die CD (Lituanus JACD 034) hat keinen Titel; die Namen der Interpreten sind das Programm. Das Wagnis der Konfrontation hat sich gelohnt: Die Geschmeidigkeit des Jazz und die Vitalität der litauischen Folklore haben sich im provozierten Widerspruch wiedererkannt.Hans-Dieter Grünefeld

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