Mehrzahl der Autos mit Plakette: Umweltzonen starten ohne Probleme
Die Mehrheit der Fahrzeuge in Berlin, Köln und Hannover ist mit Plakette. Zunächst gibt es keine Strafen. Der ADAC will klagen.
BERLIN taz Die Umweltzonen, die seit Beginn des Jahres in den Innenstädten von Berlin, Köln und Hannover gelten, werden überwiegend eingehalten. Etwa drei Viertel der Fahrzeuge in den betreffenden Städten haben nach einer Stichprobe der Deutschen Umwelthilfe (DUH) bereits die vorgeschriebenen Plaketten.
Seit 1. Januar dürfen zur Verringerung der Feinstaubbelastung in die Innenstädte der drei Städte nur noch Fahrzeuge fahren, die eine farbige Umweltplakette auf der Windschutzscheibe haben - je nach Emissionswert in Grün, Gelb oder Rot. Wagen mit besonders hohen Emissionswerten - etwa alte Diesel ohne Partikelfilter oder Benziner ohne Kat - erhalten keine Plakette. Bundesweit planen derzeit 17 weitere Städte Umweltzonen.
Verstöße gegen die neue Regelung werden mit 40 Euro Bußgeld und einem Punkt in Flensburg geahndet. Zunächst bleibt es aber bei Verwarnungen: In Berlin gibt es eine Schonfrist bis Ende Januar, in Köln bis März und in Hannover bis April.
Bei symbolischen Kontrollen hat die Deutsche Umwelthilfe (DUH) am Mittwoch Warnzettel mit Informationen über die neue Regelung an Autofahrer verteilt, die noch keine Plakette hatten. Doch das waren nicht viele: In Köln trugen bereits 84 Prozent der Autos eine Plakette, in Berlin 75 Prozent und in Hannover 64 Prozent, berichtete DUH-Sprecher Gerd Rosenkranz. Die Differenz führt er auf unterschiedlich intensive Aufklärungskampagnen in den Kommunen zurück. Insgesamt kontrollierten Teams der DUH ungefähr 2.000 Fahrzeuge. Die angesprochenen Autofahrer waren nach Angaben der Umweltorganisation für die Regelung mehrheitlich aufgeschlossen. Proteste und aggressive Reaktionen auf die Kontrollen gab es nicht; viele Fahrer hätten sich erfreut über Hinweise etwa zur Nachrüstung mit Rußfiltern gezeigt.
Kritik übte die Umwelthilfe an der fehlenden Konsequenz bei der Durchsetzung der EU-Feinstaubrichtlinie, die der Auslöser für die Umweltzonen ist. An Tagen mit besonders hohen Feinstaubbelastungen sollten die Innenstädte für mehr Autos gesperrt werden, forderte Rosenkranz: "Das neue Instrument muss kreativ weiterentwickelt werden, hin zu schärferen Maßnahmen." Nach den gegenwärtigen Plänen werden die Umweltzonen erst ab dem Jahr 2010 auch für Autos mit gelben und roten Plaketten gesperrt.
Der ADAC hat unterdessen angekündigt, gerichtlich gegen die Durchsetzung der Umweltzonen vorzugehen. Für einige Innenstadtbewohner mit Autos, die keine Plakette bekommen, sollten Musterprozesse geführt werden. Der ADAC begründete dies mit einem unverhältnismäßigen bürokratischen Aufwand, der auf die Verwaltungen zukommen würde. Dem stünden nur geringe zu erwartende Erfolge bei der Feinstaubreduktion gegenüber.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Klimaneutral bis 2045?
Grünes Wachstum ist wie Abnehmenwollen durch mehr Essen
Leak zu Zwei-Klassen-Struktur beim BSW
Sahras Knechte
Friedensforscherin
„Wir können nicht so tun, als lebten wir in Frieden“
Nach Hitlergruß von Trump-Berater Bannon
Rechtspopulist Bardella sagt Rede ab
CDU-Chef Friedrich Merz
Friedrich der Mittelgroße
Wahlentscheidung
Mit dem Wahl-O-Mat auf Weltrettung