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Mehr als zynisch

betr.: „Piloten ist nichts verboten“, taz vom 5. 5. 01

[...] Es wäre an der Zeit, endlich mal die Frage nach der Verhältnismäßigkeit der Mittel zu stellen! Es ist doch mehr als zynisch, wenn eine Interessengemeinschaft der Großverdiener (ein Pilot mit zehn Dienstjahren liegt bei 300.000 Mark im Jahr) sich ausgerechnet des Mittels des Streiks bedient. Der Streik ist eine historisch gewachsene Form der Auseinandersetzung der (sozial und ökonomisch) Benachteiligten. Wer streikt, tut dies im Kontext der gesellschaftlichen Frage nach sozialer Gerechtigkeit. Bei allem Verständnis, was hat das Einkommensniveau der Piloten mit dieser Frage zu tun?

Wenn jemand das (moralische) Recht zu streiken hat, dann das Bodenpersonal, das die Hauptlast der Vielfliegerei zu tragen hat. [...] Ich habe nichts gegen Menschen, die unverschämt viel verdienen (flankiert von weiteren schönen Vergünstigungen). Aber diese Menschen sollten ihre Interessen mit Mitteln durchsetzen, die ihrer gesellschaftlichen Stellung und ihrem „Problem“ angemessen ist. Was aber gegenwärtig durch diesen Streik geschieht, ist die zynische Verhöhnung der Frage nach sozialer Gerechtigkeit.

ANDREAS HÖRMANN, Frankfurt/Main

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