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Archiv-Artikel

Mehr Schüler bei Mathe durchgefallen

Nach dem Wirbel um den Mathetest zum Mittleren Schulabschluss sind die Ergebnisse da: Nur 73 Prozent haben bestanden, vier Prozentpunkte weniger als im Jahr zuvor. Eltern fordern besseren Matheunterricht ab der Grundschule

Der umstrittene Mathetest hat in diesem Jahr vielen Schülern den Mittleren Schulabschluss verhagelt. Die Senatsverwaltung von Schulsenator Jürgen Zöllner (SPD) veröffentlichte am Donnerstag die Ergebnisse einer Schnellauswertung. Brisant sind die Zahlen vor allem beim zentralen Mathetest. Um den hatte es viel Wirbel gegeben, denn nachdem herauskam, dass viele Schüler die Aufgaben schon vor dem Test kannten, mussten alle rund 23.000 Schüler die Prüfung noch einmal schreiben.

Die jetzt veröffentlichten Zahlen zeigen: Nur 73 Prozent der Schüler, die den Mathetest nachschreiben mussten, haben bestanden. Bei der Matheprüfung ein Jahr zuvor waren es noch 77 Prozent gewesen. Es wären sogar noch mehr Schüler durchgefallen, wenn der Test diesmal nicht laxer bewertet worden wäre: Nach der Aufregung um die Wiederholung des Testes hatte Zöllner entschieden, dass der Test schon dann als bestanden gilt, wenn die Schüler nur 45 Prozent der möglichen Punkte erhalten. Im Jahr davor lag die Hürde noch bei 50 Prozent.

„Die Zahlen bekräftigen den Eindruck vieler Lehrer und Schüler, dass die nachgeholte Mathe-Klausur schwieriger war als die ursprüngliche Klausur und auch schwieriger als die des Vorjahres“, so André Schindler, Vorsitzender des Landeselternausschusses. Er fragt sich: „Wie viele Schüler wären wohl durchgefallen, wenn der Test so streng wie im Vorjahr bewertet worden wäre?“

Bernhard Kempf, Sprecher von Schulsenator Zöllner, hat auf diese Frage keine Antwort – bisher liegt nur die Schnellauswertung vor, aber noch keine Detaildaten. Kempf ist jedenfalls der Ansicht, das schlechtere Abschneiden beim Mathetest liege „innerhalb der üblichen Schwankungen“, die von Jahr zu Jahr auftreten. Er betont, dass insgesamt 86 Prozent der Schüler, die die Prüfungen ablegen mussten, den Mittleren Schulabschluss bestanden haben. Das ist ein Prozentpunkt mehr als 2007. Es konnten also mehr Schüler ein „mangelhaft“ beim Mathetest durch eine gute Note in einem anderen Fach ausgleichen.

Mathe bleibt damit weiterhin die schwierigste Hürde auf dem Weg zum Mittleren Schulabschluss, der der Fachoberschulreife in Brandenburg beziehungsweise dem Realschulabschluss in den meisten anderen Bundesländern entspricht. Die Englisch-Prüfung bestanden 90 Prozent der Schüler, Deutsch 94 Prozent und Französisch sogar 98 Prozent. „Das zeigt, dass der Matheunterricht verbessert werden muss“, so Elternvertreter Schindler. Er fordert: „Wir brauchen mehr Fachlehrer für Mathematik an der Grundschule.“

Beim ersten Versuch der Mathe-Prüfung waren an zahlreichen Schulen die Aufgaben vorher bekannt geworden und Lösungen zum Teil gegen Geld angeboten worden. Die Schulverwaltung hatte auf einer Wiederholung des Tests bestanden. Tausende von Schülern hatten dagegen mehrfach öffentlich vor dem Roten Rathaus und dem Gebäude der Schulverwaltung demonstriert. Scharfe Kritik am Schulsenator hatten auch Oppositionsfraktionen im Abgeordnetenhaus sowie die Bildungsgewerkschaft GEW geäußert.

Insgesamt gab es in allen Fächern in den unterschiedlichen Schularten erhebliche Leistungsunterschiede. An den Hauptschulen schaffte nicht einmal jeder Zweite die Tests. Hier bestanden wie im Vorjahr nur 43 Prozent die Klausuren. An den Gymnasien dagegen lag die Erfolgsquote, ebenfalls wie im Vorjahr, bei 96 Prozent. An den Realschulen absolvierten 81 Prozent erfolgreich, vor einem Jahr waren es noch 79 Prozent.

SEBASTIAN HEISER