: Mehr Lehre verordnet
■ Doch Uni lehnt „Lehrprofessur“ ab
Der Hamburger Senat hat in dieser Woche nicht nur die Vakanzrate für die Universität auf 17 Millionen Mark erhöht, sondern auch eine neue Lehrverpflichtungsverordnung (LVVO) erlassen. Danach ist es der Uni ab dem 1. März erlaubt, „Lehrprofessoren“ einzustellen, die zwölf Lehrveranstaltungsstunden (LVS) pro Woche und Semester abhalten. Kurios: Die Uni lehnt „Lehrprofessuren“ entschieden ab, weil dadurch eine Ungleichbehandlung enstünde, so Uni-Sprecher Tornier. Derzeit müssen Professoren acht LVS geben, die übrige Zeit widmen sie Forschung, Betreuung und Vorbereitung.
„Ungleich“ - und das seit Jahren - werden die Professoren der Fachhochschule behandelt. Die Dozenten der mit 15.000 Studierenden zweitgrößten Hamburger Hochschule müssen seit Jahrzehnten 18 Stunden unterrichten. Auch nach der neuen LVVO wird dies so bleiben. „Wir sind etwas enttäuscht“, sagt FH-Sprecherin Marion Hintloglou. Habe der frühere Wissenschaftssenator Ingo von Münch doch versprochen, das Lehrdeputat auf 16 Stunden zu senken. Trostpflaster: Der der FH erlaubte Anteil an Forschung wurde auf sieben Prozent erhöht. Lehrer, die sich der Forschung widmen, sollen um bis zu acht Stunden entlastet werden.
Von der vollen Lehrverpflichtung befreit werden künftig auch die Frauenbeauftragten der Hochschulen, die vor einem Jahr wegen mangelnder Unterstützung kollektiv zurückgetreten waren. „Wenn wir eines Tages mehr Professorinnen haben, wird dies eine schöne Sache sein“, sagt die inzwischen wieder amtierende Uni-Frauenbeauftragte Leonie Dresler-Fischer. Zur Zeit stehen den rund 800 männlichen Professoren nur 40 weibliche gegenüber. Folge: Die Posten der Frauenbeauftragten werden größtenteils von wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen ausgefüllt. Und die, so Dresler-Fischer, sind kaum in der Lehre tätig und haben daher nichts von der Entlastung.
Und noch eine Neuerung bringt die LVVO. Waren bisher Seminare mit drei Teilnehmern erlaubt, wurde die Mindestgrenze jetzt auf zehn erhöht. Alle Gruppen, die kleiner sind, müssen der Behörde gemeldet werden. kaj
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