Medienwandel durch Tablet-Rechner: "Social Magazine" statt Zeitschrift
11 Millionen Dollar Investitionsmittel hat die US-Firma Flipboard eingeworben, um auf Tablets wie dem iPad persönliche Magazine zu schaffen. Ein Kurztest.
Die großen Medienkonzerne erhoffen sich viel von den neuen Lesegeräten: Mit iPad und Co. sollen Nutzer dazu gebracht werden, wie dereinst für Printausgaben nun endlich auch für digitale Inhalte zu bezahlen. Bislang lässt sich das recht gut an: So konnte etwa die "Times" 12.500 Mitglieder für immerhin 10 Pfund pro Person werben, während das amerikanische "Wired"-Magazin gar 90.000 Exemplare a 5 Dollar an Frau und Mann brachte. Bislang geben sich die digitalen Magazine und Zeitschriften allerdings noch recht altbacken: Es wird versucht, den Print-Inhalt möglichst naturgetreu wiederzugeben, ergänzt hier und da um Videos, Animationen und kleine interaktive Elemente.
Flipboard, eine Neugründung aus Kalifornien, will nun deutlich innovativer bei der Nutzung neuer Lesegeräte für digitale Inhalte vorgehen: Das Unternehmen, das gerade 11 Millionen Dollar von Investoren einsammeln konnte und unter anderem von einem ehemaligen iPhone-Ingenieur geleitet wird, hat ein "persönliches soziales Magazin" auf den Markt gebracht. Ebenfalls Flipboard genannt, sammelt es Inhalte aus dem Web zusammen und stellt sie in einer magazinartigen Oberfläche dar, die man virtuell durchblättern kann.
Momentan kostet Flipboard noch nichts und machte im taz.de-Kurztest durchaus Spaß. Standardmäßig werden einige Rubriken wie "Fliptech" oder "Flipdesign" angeboten, die bereits mit allerlei lesenswerten (englischen) Quellen bestückt sind. Daneben gibt es eine Fotorubrik und die Möglichkeit, Angebote nach eigenem Geschmack zu integrieren. Wirklich interessant wird die Software aber erst dann, wenn man seinen Freundeskreis aus sozialen Netzwerken hinzufügt - das geschieht durch das Einloggen mit Facebook- oder Twitter-Account. Dann tauchen in Flipboard all die Inhalte auf, die die Freunde teilen - Links, Fotos oder Musikstücke. Gleichzeitig kann man wiederum interessante Inhalte zurück in die sozialen Netzwerke schicken.
Etwas störend an Flipboard ist noch die Strukturierung. Da die interne Technik auf RSS-Feeds aufzusetzen scheint, werden stets nur relativ kurze Anreißer der Meldungen angezeigt. Will man eine Text ganz lesen, muss man ins Web weiterklicken.
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