■ Medienschau: Interpol: Türkische Drogenbekämpfung bestens
Fast schon täglich wird der türkische Zeitungsleser mit immer neuen Hiobsbotschaften über die Verbindungen von Staat, Polizei und Mafia unterrichtet, so daß man schon eine ziemlich dicke Haut besitzen muß, um überhaupt noch ein Restvertrauen in offizielle Stellen und Behörden zu bewahren. Da ist es Balsam auf die Wunden, wenn die türkische Polizei ob ihrer vorbildlichen Arbeit gelobt wird. Die nationalistische Tageszeitung Türkiye (Frankfurt) berichtet, „Die 100 Beamten in der Interpol Zweigstelle Türkei, tragen mit ihren Informationen die Hauptlast gegen den internationalen Rauschgiftschmuggel. Die Zentrale in Lyon arbeitet sehr eng mit den türkischen Polizisten zusammen und ist sehr zufrieden mit ihrer Mitarbeit. In der Türkei wurden in den letzten fünf Jahren beispielhafte Vorkehrungen getroffen. Der Türkei haftet ein sehr schlechtes Image an, sie sei ein reines Paradies für Rauschgift und gar ein Labor. Dies entspräche nicht der Wahrheit, zuletzt erst wurden in der Nähe von Izmir Mengen von asetischen und anhydritischen Stoffen sichergestellt, die zur Heroinverarbeitung taugen. Das Volumen beläuft sich auf 80 Prozent, der in Gesamteuropa gefundenen Menge. Das Rauschgift wird zum einen über den Balkan, seit dem Zusammenbruch des Ostblocks aber auch immer mehr durch Aserbaidschan und durch die Ukraine geschleußt. Während früher das Rauschgift direkt aus der Türkei nach Europa kam, mehren sich die Anzeichen in neuester Zeit, daß es mittlerweile in Staaten des ehemaligen Ostblocks, Rumänien, Bulgarien, ehemaliges Jugoslawien und Makedonien gelagert wird und erst danach nach Europa gelangt. Vereinzelt gäbe es auch Anhänger der PKK, die sich aktiv am Handel beteiligen. Die Türkei hat nach Aussage Interpols mit 1.313 Kilogramm sichergestelltem Heroin im Jahre 1995 den ersten Rang inne, gefolgt von England mit 922 Kilogramm. (8. 2. 1997)
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