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Medien und Migranten in DeutschlandMein liebster Feind der Islam

Die Migrationsdebatte in Deutschland ist inzwischen untrennbar mit Sarrazins Thesen verbunden. Doch was ist deutsch und was ist türkisch? Eine Debatte auf dem Medienkongress.

Schüler einer Neuköllner Schule auf einem Medienkongress-Panel über ihren Berliner Stadtteil. Bild: fiona krakenbürger

Ali geht nicht so oft zur Schule, dafür aber mit 16 in den Jugendknast. In seiner Freizeit überzieht er die Straßen Neuköllns mit Terror oder zeugt Kinder, damit das auch in Zukunft so bleibt. Ali spricht arabisch, oder türkisch, oder persisch, aber auf keinen Fall deutsch. Ali ist das beste Beispiel dafür, dass Multi-Kulti nicht funktioniert. Und vor allem ist Ali anders als wir.

Auf dem Medienkongress debattierten JournalistInnen und Politikwissenschaftler über die Klischeevorstellungen und die Ängste, die im "Deutschland post-Sarrazin" vor dem Islam bestehen und die Rolle, die die Medien bei der Migrationsdebatte übernehmen.

Die deutsche Migrationsdebatte ist seit dem Spätsommer letzten Jahres untrennbar mit dem Namen Sarrazin verbunden. Vor etwa einem halben Jahr versetzte er mit seinem Buch "Deutschland schafft sich ab" das Land in eine Schockstarre. Sarrazin machte mit seiner anti-muslimischen Hetze Millionen und ist noch immer gefragter Gast in diversen Talkshows. Doch der deutsch-ägyptische Politikwissenschaftler und Historiker Hamed Abdel-Samad findet diesen medialen Fokus auf Sarrazin übertrieben: "Die Atmosphäre war vorher schon vergiftet. Das spricht nicht nur Sarrazin-Jünger und Rassisten an- nein, es gibt in Deutschland ein kritische Masse, die manchmal aktiv wird und manchmal schweigt." Dem kann der taz-Meinungsredakteur Daniel Bax nur zustimmen: "Vor Sarrazin muss man sich nicht fürchten, aber er ist Symptom einer Stimmung im Land."

Daniel Bax ist aber gleichzeitig auch schockiert über die Art und Weise, wie mit dem Buch umgegangen wurde. Er berichtet von einem rassistischen Wahlwerbespot der Republikaner, der zur Wende für große Aufregung in der Politik sorgte. Szenen vom türkischen Markt in Neukölln wurden hinterlegt mit der Melodie aus "Spiel mir das Lied vom Tod". Der Spot wurde damals verboten. "Was Sarrazin heute von sich gibt, das hat den gleichen Sound", so Bax. Er kritisiert auch, wie die Medien die Sarrazin-Debatte geführt haben. "Das war zum Fürchten. Sarrazin wurde mit offenen Armen in die Talkshows auf sämtlichen Kanälen eingeladen. Ihm wurde der rote Teppich ausgerollt. Die Medien erst haben Sarrazin salonfähig gemacht."

So veröffentlichte Bild täglich neue Ausschnitte aus Sarrazins Buch und pries dessen wissenschaftlich unhaltbare Thesen als "knallharte Analyse". Aber auch im Spiegel oder in der FAZ erschien plötzlich der Ali als Protagonist diverser Reportagen. Die Ängste der Menschen fanden ihren Raum in den Medien. Oft wurde kein Faktencheck betrieben, auch von den seriösen Medien nicht. "Ich habe neulich erfahren, dass die Einschaltquoten bei der Tagesschau eine Rolle spielen", berichtet Hamed Abdel-Samad entsetzt. "Ich frage mich, sind es die Leute, die von den Medien unterhalten werden wollen, oder sind es die Medien, die die Leute für flach halten." Die Monitor-Redakteurin Isabel Schayani fordert deshalb zur Selbstkontrolle der Journalisten auf. "Journalisten müssen sich die Frage stellen: Ist das Problem religiös oder städteplanerisch oder sozial oder bildungspolitisch?" Jörg Lau, Journalist der Zeit stimmt Schayani da zu. Viele Themen würden islamisiert. Aus jeder Reportage würde eine Debatte über den Islam in Deutschland gemacht werden.

Aber wieso gibt es überhaupt Feindbilder die in den Medien reproduziert werde? Patrick Bahners, der Feuilletonchef der FAZ veröffentlichte erst kürzlich das Buch "Die Panikmacher". Seiner Meinung nach wird in Deutschland gar keine Islam-Debatte geführt, sondern eine Debatte darum, wie wir uns als Deutsche verstehen. "Feindbilder werden wir immer gebrauchen, um unsere eigene Identität zu schärfen." Aber was ist typisch deutsch? Kann es der Vorname Ali irgendwann mal sein, so wie es sich der taz-Redakteur Jan Feddersen vorstellen könnte. Oder ist der türkische Markt am Maybachufer typisch für Berlin? Identitäten verändern sich permanent. Und so, wie Thilo Sarrazin unsere Gesellschaft erschütterte, so glaubt Hamed Abdel-Samad, könnten auch Migranten unsere Identität mitentwickeln: "Es muss für eine größere soziale Mobilität in Deutschland gesorgt sein. Wenn Migranten die Gesellschaft mitgestalten können, dann wird sich einiges ändern." Vielleicht ja auch das Bild über Ali.

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19 Kommentare

 / 
  • TS
    Thomas Sch.

    Liebe TAZ, seit dem 12. April versuche ich den nachfolgenden Artikel einzustellen, der ohne Angabe von Gründen einfach zensiert wird. Der Artikel verstößt nicht gegen geltende Gesetze, ruft nicht zu Haß, Mord, Totschlag etc. auf, enthält weder Kraftaussdrücke noch ist sonstwie irgendwie beleidigend und stellt auch keine Werbung dar für irgendwelche Radikalinskis und er verlinkt auch nicht zu anderen Seiten. Können Sie mir bitte freundlicherweise einen Grund nennen, warum Ihr Oberzensor was gegen den Artikel hat. Von mir aus kann ich ja auch die eine oder andere Passage umschreiben, aber so einfach klammheimlich still und leise meinen Artikel nicht einzustellen erinnert mich jetzt doch schon eher an die Methode China. Die machen so etwas gerade mit Ei Wei Wei. Kann ich bitteschön mal eine Antwort erhalten bitte !

     

    12042011 Lieber Erklärbär,

    sog. islamische Banken umgehen das Zinsverbot folgendermaßen: Anstelle des Kreditnehmers kauft die kreditgebende Bank das Haus, verkauft es dem Kreditnehmer teurer und läßt es ihn dann in Raten abzahlen. Und das soll jetzt also kein Zins sein ? Auch sog. islamische Banken kommen nicht daran vorbei, daß es Geldentwertung gibt und daß sie Gewinn machen müssen wie jedes Geschäft, denn ohne Gewinn kann man nicht einmal einen Kiosk betreiben. Lieber Erklärbar, also den ersten Zahn hätten wir Ihrer Begeisterung doch wohl schon mal gezogen, oder ? Weiter: Ob Schweinefleisch nun schädlich ist, wage ich mal zu bezweifeln und bei Alkohol kommt es natürlich auf den sorgsamen Umgang an. Wie fast überall ist die Dosis entscheidend. Was Sie uns, lieber Märchenbär, aber mal erzählen müßten, wäre wieso an so vielen Stellen im Koran zu Gewalt aufgerufen wird. Und kommen Sie uns bitte nicht mit der Mär von der falschen Auslegung. Sie wissen genausogut wie wir, daß der Koran dem Moslem als das direkte und wortwörtlich genau vorgetragene Wort Gottes gilt, an dem nichts zu deuteln oder zu interpretieren ist. Übrigens im Gegensatz zur Bibel. Auch daß die Frau weniger erbt als der Mann und beileibe auch andere Scheidungsvorschriften als der Mann zu befolgen hat, ist im Koran Fakt. Lieber Märchenbär, was nun ? Übrigens, in unseren Kirchen wird auch ein Gott angebetet; daß Sie hier vortragen, daß „unser“ Gott das Geld sein soll, ist ja wohl entweder Ihrem Unwissen zuzuschreiben oder eine, was ich eher vermute, wohl abschätzige Wertung des Westens darstellen soll. Apropos Geld und Koran: Können Sie uns erklären, warum es im ach so üblen Westen Hartz-4 für jeden gibt und im ölreichen und damit geldtechnisch superreichen Saudi-Arabien Armut, Schmutz und Analphabetismus an jeder Straßenecke ? All´ das, was Sie hier Ihrem ach so tollen Islam zuschreiben möchten, ist -genau wie im Christentum- m.E. der Wahn meist alter, machthungriger Männer, die es sehr gut verstehen, daß Volk unwissend zu halten. Ich weiß nicht, ob es am Islam liegt, aber in allen (!) sog. islamischen Ländern herrscht Despotie und Unfreiheit. Wenn Sie, lieber Schlaubär, auch das wissen, dann kühlt sich Ihr Mütchen evt. ein bischen ab.

  • FS
    Fritz Schmude

    Von Moretti: "Wenn ein Deutscher durchdreht heisst es Amoklauf, wenn ein Muslim durchdreht nennte man es Terroranschlag."

     

    90% der "Terroranschläge" (in diesem Fall besser: "Dschihad") weltweit werden von Moslems begangen. 20% der Weltbevölkerung sind Moslems. Innerislamische Bemühungen, einen Islam ohne Dschihad zu definieren, komplette Fehlanzeige. Geht auch schlecht, wenn man sich den Koran so anschaut.

     

    Auch von Moretti: "Wenn ein Deutscher seine Familie umbringt heisst es Familendrama, wenn ein Muslim durchdreht und seine Familie umbringt heisst es Ehrenmord"

     

    Weltweit werden 95% der "Ehrenmorde" von Moslems begangen (die übrigen 5% von Sikhs und Hindus im pakistanischen Grenzgebiet, sowie vereinzelt in noch nicht ausgerotteten nichtmuslimischen Minderheiten innerhalb muslimischer Regionen, z.B. bei Yesiden in Kurdistan).

     

    In Deutschland werden 100% der Ehrenmorde von den heiligen männlichen Muslimen am grünen Tisch geplant, heldenhaft an der Schwester/Tochter/Nichte/Kusine begangen, und anschließend von der restlichen Familie bejubelt. Der muslimische Bevölkerungsanteil in Deutschland liegt bei 4% oder 5%.

     

    Auch in Deutschland haben Moslem-Funktionäre bisher nichts getan, daran irgend etwas zu ändern. Im Gegenteil, das Umdat-al-Salik, in dem als einziger islamischer Quelle das "Ehren"-Gemorde explizit(!) erlaubt wird, wird nach wie vor geheiligt. In jeder Moschee (außer vielleicht Ahmadiyya, das weiß ich jetzt nicht) ist es vorrätig.

     

    (Die "normalen" Familiendramen (Affekt-Totschlag, meist kein Mord), die es unter Muslimen selbstverständlich auch gibt, kommen übrigens auf die "Ehren"-Morde noch oben drauf, aber jetzt wird's zu lang.)

     

    fs

  • P
    Problembär

    @Erklärbär:

     

    Wenn der Alkohol so unglaublich schädlich ist, erklären Sie doch bitte, warum in der islamischen Welt der kulturelle Niedergang zeitlich übereinstimmt mit dem erstarken des fundamentalistischen Islam und dem Verbot von Alkohol. Immerhin waren es damals die arabischen Alchemisten, die Hochprozentiges brannten. Warum hat sich die arabische Welt damals für 5 oder 6 Jahrhunderte aus der Menschheitsgeschichte abgemeldet und nur durch Kolonisierung durch Europa etwas von der modernen Zivilisation mitbekommen? Und all das, nachdem sie mal führend war in Sachen Wissenschaft. Drei mal dürfen Sie raten, was zeitgleich mit dem Niedergang der Zivilisation erstarkte...

  • TT
    Thomas Trasolt

    "Wenn Migranten die Gesellschaft mitgestalten können, dann wird sich einiges ändern"

    Und die taz unterstellt mal wieder blauäugig, dass das natürlich nur positive Veränderungen sind..

  • DE
    Der Erklärbar

    In Deutschland und Resteuropa herrscht die Meinung, dass Politiker, Medien und somit leider auch viele Unwissende den Islam/Moslems genauso verbiegen und brechen können, wie sie es mit dem Christentum getan haben. Lest und forscht in der Bibel. Auch darin steht, dass nach Jesus ein weiterer Erlöser, Muhammed (sav.) kommen wird. Schon seit Jahrhunderten vertuscht man es. Genauso wie auch der Zins im alten Testament verboten war, hat man das Gebot mit der Zeit verbogen und schließlich erlaubt. Schauen Sie wohin das westliche Bankensystem die Finanzwelt hingeführt hat. Kurz vor den finanziellen Abgrund. Die Wurzel des übels ist der Zins. (Siehe Vortäge von Bernd Senf). Einzig verschont gebliebenen sind Banken, die nach islamischem System arbeiten, ohne Zinsen. Alkoholverbot, Verbot von Schweinfleisch usw. Schauen Sie sich die wissenschaftlichen Erkenntnisse zu Schweinefleisch an. Kein Arzt dieser Welt, der das Wohl seines Patienten im Sinn hat, wird Ihnen den Verzehr von Schweinfleisch empfehlen. Und die katastrophalen Folgen von Alkohol braucht man hier nicht wirklich zu erwähnen. Alles Dinge die schädlich für Mensch und Gesellschaft sind. Beschäftigen Sie sich mit dem Islam, anstatt blind darauf loszuschießen. Was verlangt der Islam? Doch nicht die Unterdrückung der Frau, den Bau von Atombomben, und Selbstmordattentäter. Im Gegenteil. Mohammed (sav.) sagte nach einem wahren Hadith, "die Heiligsten/Ehrbarsten unter euch sind, die ihre Frauen am besten behandeln". Klar, manche Moslems sind wirklich kein gutes Vorbild für den Islam. An Ihnen sollte der Islam nicht gemessen werden. Aber klar ist auch das Vorzeigemoslems in der Übermacht der heutigen Medienlanschaft nicht gern gesehen sind. Nur berichte über Prügel-Ali sind hetzerisch und vor allem verkaufsfördernd. Siehe hier:

    www.youtube.com/watch?v=QL65dcC_UNM

     

    "In God we trust" steht auf der Dollar-Note. Und ich glaube nicht das dieser Satz zufällig auf einem Geldschein steht. Welcher Gott ist hier wohl gemeint. ;) Ich meine dem Gott, dem die westlichen Mächte dienen ist wohl offensichtlich das Geld. Aber das haben auch schon die Ureinwohner Amerikas mit der Aussage, "..., dass man Geld nicht fressen kann" äußerst treffend formuliert.

     

    Also aus Sicht der Moslems sind Christen und Juden Menschen des Buches. Weil sie eine Schrift besitzen, sie aber von Menschenhand verfälscht wurde. Man sehe sich nur den Quark mit der Kirchensteuer und das Freikaufen von Sünden an. Auch damals herrschte wohl schon das Geld.

     

    Jeder der sich lange genug mit der Religionsfrage beschäftigt hat und zumindest den Atheismus abgelegt hat, wird zu dem Ergebnis kommen, dass der Islam die letzte heil(ig)e Religion ist und das der Gott im Islam derselbe Gott ist wie im Christentum und Judentum auch. Es ist kein Zufall, dass der Islam einen rasanten Zulauf hat. Das sind keine Menschen, die extrem oder radikal sind. Sie sind auf der Suche nach einer gerechteren und gottesfürchtigeren Welt. Und für manch Ungläubige: Beschäftigen Sie sich auch mal mit Goethe, manch böse Zungen behaupten er sei im tiefsten Inneren "Muselmane" gewesen. ;)

  • E
    Eugen

    "..Isabel Schayani fordert deshalb zur Selbstkontrolle der Journalisten auf. "Journalisten müssen sich die Frage stellen: Ist das Problem religiös oder städteplanerisch oder sozial oder bildungspolitisch?".."

     

    Im Klartext heißt das also, sie fordert eine noch größere und effektivere pc-Schere im Kopf als sie jetzt schon in praktisch allen Medien verwandt wird. Unliebsame Sachverhalte bspw: anhaltende Verfolgung und Diskrminierung von Kopten in Ägypten etc. pp werden entweder nur als "Unruhen oder Konflikte zwichen einzelne Gruppen" beschrieben oder einfach weggelassen. Danke, dass Sie hier so offen klargestellt haben, was man von diesen "unabhängigen" Journalisten noch erwarten darf!

  • G
    Gerda

    Also ich habe auf dem taz-Medienkongreß Kübra Gümüsay, ihren Ehemann und ihre zahlreichen Freunde vermißt! Hat sie sich und ihre Freundesschar etwa nicht hingetraut? Das hübsche Kopftuch wäre ihr bestimmt nicht verboten worden. Nicht von der taz! Nicht von den Leserinnen und Lesern der taz! Nicht von den zahlreich vertretenden Medienleuten und Medienmachern.

    Aber ich, ich hätte mich beim Mikrophon in die Reihe der Fragenden gestellt, um endlich mal von ihr und von ihren Freunden persönliche Antworten auf meine kritischen Fragen zu Ihrem Glauben, von dem ich, als angeblich "Ungläubige", immer noch nicht weiß, welcher islamische Glauben das eigentlich ist, zu bekommen.

     

    Die Worte "Migranten" und "Integration" mag ich überhaupt nicht! Das ist - heutzutage und zusätzlich! - wohl typisch deutsch und - heutzutage und zusätzlich! - wohl auch typisch türkisch. Keine Ahnung, wie in anderen (west)europäischen Ländern Eingewanderte oder auch nur für eine Weile Zugereiste genannt werden.

     

    Vor dem Berliner Mauerfall wurden die Polen und die "Polen-Märkte" kritisiert, aber die haben nicht ihren katholischen Glauben im protestantischen Berlin verbreiten und in Form von "Sonderrechten" aufzwingen, sondern handfesten Handel betreiben wollen. Viele sind in Berlin geblieben, weil sie sich hier wohler als zu Hause gefühlt haben. Heute sind diese hiergebliebenen Polen alle Berliner. Berlin ist zwar ruppig, aber schlußendlich doch großherzig, wenn die quirlige Stadt als solche gemocht wird. Eben eine Stadt mit vielen großen und kleinen "Sommersprossen" (Hildegard Knef).

     

    Vor dem Berliner Mauerfall agierte Thilo Sarrazin noch in Bonn und hatte dort die Idee, West-Berlin doch in die Lüneburger Heide zu verlegen, um das konfliktreiche Gezerre um diese Teilstadt zu beenden, für die die reichlich verärgerten Westdeutschen so viel Steuergeld bezahlen mußten. Nach dem Berliner Mauerfall agierte er dann wundersam als tüchtiger Berliner Finanzsenator, der allen Armen und vor allem Hartz-IV-Empfängern empfahl, im eiskalten Winter eben drei Pullover, zwei Hosen und vier Socken zu tragen, wenn sie Heizkosten sparen wollen.

     

    Die Islam-Debatte wird doch nicht erst seit Sarrazin geführt, sondern seit "9/11", Al Qaida und den Taliban in Afghanistan!!! Schon vergessen? Allerdings ohne öffentliche Beteiligung der islamischen Gemeinden in Deutschland und Europa. Die blieben nämlich stumm! Da kam nicht ein öffentlicher Pieps rüber!

     

    Wie ich auf direkte Nachfrage von dem geflüchteten, wichtigsten iranischen Karikaturisten Mana Neyestani zum Thema "Mullahs verstehen keinen Spaß" (Karikaturen und Satire) erfahren habe, muß ich, wenn ich mich als ausländische, europäische Frau in diesem islamischen Land für eine Weile niederlassen will, der "Scharia" völlig unterordnen und Kopftuch und muslimische Kleidung tragen, mich unbedingt devot wie eine muslimische Frau verhalten und bewegen. Da fahre ich also nicht hin, weil ich diese islamische bzw. muslemische Lebensweise nicht mitmachen will! Das gilt auch für jedes andere islamisch ausgerichtete Land. Dieses islamische bzw. muslimische Macho-Getue gegenüber Frauen kann ich nicht leiden und will es nicht über mich ergehen lassen. Das ist tiefstes Mittelalter und keine für mich akzeptable, keine gleichberechtigte Lebensweise von Frauen und Männern im 21. Jahrhundert.

     

    Der Islam ist n i c h t "mein liebster Feind"! Ich habe nämlich keine "Feinde", ich habe allenfalls "Gegner", aber keine "Feinde"; diese lasse ich mir auch von niemanden nicht einreden. Zwischen "Feind" und "Gegner" besteht ein großer, ein gewaltiger Unterschied. Alles klar?

  • G
    Gerda

    Also ich habe auf dem taz-Medienkongreß Kübra Gümüsay, ihren Ehemann und ihre zahlreichen Freunde vermißt! Hat sie sich und ihre Freundesschar etwa nicht hingetraut? Das hübsche Kopftuch wäre ihr bestimmt nicht verboten worden. Nicht von der taz! Nicht von den Leserinnen und Lesern der taz! Nicht von den zahlreich vertretenden Medienleuten und Medienmachern.

    Aber ich, ich hätte mich beim Mikrophon in die Reihe der Fragenden gestellt, um endlich mal von ihr und von ihren Freunden persönliche Antworten auf meine kritischen Fragen zu Ihrem Glauben, von dem ich, als angeblich "Ungläubige", immer noch nicht weiß, welcher islamische Glauben das eigentlich ist, zu bekommen.

     

    Die Worte "Migranten" und "Integration" mag ich überhaupt nicht! Das ist - heutzutage und zusätzlich! - wohl typisch deutsch und - heutzutage und zusätzlich! - wohl auch typisch türkisch. Keine Ahnung, wie in anderen (west)europäischen Ländern Eingewanderte oder auch nur für eine Weile Zugereiste genannt werden.

     

    Vor dem Berliner Mauerfall wurden die Polen und die "Polen-Märkte" kritisiert, aber die haben nicht ihren katholischen Glauben im protestantischen Berlin verbreiten und in Form von "Sonderrechten" aufzwingen, sondern handfesten Handel betreiben wollen. Viele sind in Berlin geblieben, weil sie sich hier wohler als zu Hause gefühlt haben. Heute sind diese hiergebliebenen Polen alle Berliner. Berlin ist zwar ruppig, aber schlußendlich doch großherzig, wenn die quirlige Stadt als solche gemocht wird. Eben eine Stadt mit vielen großen und kleinen "Sommersprossen" (Hildegard Knef).

     

    Vor dem Berliner Mauerfall agierte Thilo Sarrazin noch in Bonn und hatte dort die Idee, West-Berlin doch in die Lüneburger Heide zu verlegen, um das konfliktreiche Gezerre um diese Teilstadt zu beenden, für die die reichlich verärgerten Westdeutschen so viel Steuergeld bezahlen mußten. Nach dem Berliner Mauerfall agierte er dann wundersam als tüchtiger Berliner Finanzsenator, der allen Armen und vor allem Hartz-IV-Empfängern empfahl, im eiskalten Winter eben drei Pullover, zwei Hosen und vier Socken zu tragen, wenn sie Heizkosten sparen wollen.

     

    Die Islam-Debatte wird doch nicht erst seit Sarrazin geführt, sondern seit "9/11", Al Qaida und den Taliban in Afghanistan!!! Schon vergessen? Allerdings ohne öffentliche Beteiligung der islamischen Gemeinden in Deutschland und Europa. Die blieben nämlich stumm! Da kam nicht ein öffentlicher Pieps rüber!

     

    Wie ich auf direkte Nachfrage von dem geflüchteten, wichtigsten iranischen Karikaturisten Mana Neyestani zum Thema "Mullahs verstehen keinen Spaß" (Karikaturen und Satire) erfahren habe, muß ich, wenn ich mich als ausländische, europäische Frau in diesem islamischen Land für eine Weile niederlassen will, der "Scharia" völlig unterordnen und Kopftuch und muslimische Kleidung tragen, mich unbedingt devot wie eine muslimische Frau verhalten und bewegen. Da fahre ich also nicht hin, weil ich diese islamische bzw. muslemische Lebensweise nicht mitmachen will! Das gilt auch für jedes andere islamisch ausgerichtete Land. Dieses islamische bzw. muslimische Macho-Getue gegenüber Frauen kann ich nicht leiden und will es nicht über mich ergehen lassen. Das ist tiefstes Mittelalter und keine für mich akzeptable, keine gleichberechtigte Lebensweise von Frauen und Männern im 21. Jahrhundert.

     

    Der Islam ist n i c h t "mein liebster Feind"! Ich habe nämlich keine "Feinde", ich habe allenfalls "Gegner", aber keine "Feinde"; diese lasse ich mir auch von niemanden nicht einreden. Zwischen "Feind" und "Gegner" besteht ein großer, ein gewaltiger Unterschied. Alles klar?

  • C
    Claus

    @Thomas Schöffel:

     

    Sie machen sich also die Weltsicht von Khomeini zu eigen? Interessant. Ich möchte lieber daran festhalten, dass es auch in "anderen Kulturkreisen" genug Menschen gibt, die ihr Leben nicht nur als Teil ihrer Religion auffassen (und, z.B. in Tunesien, Ägypten, aber auch dem Iran, dieses zum Ausdruck bringen).

  • B
    Benjamin

    Ich hätte weniger Probleme mit den "Klartextern", wenn diese mal offen und ehrlich sagen würden "Ja, wir sind Nazis", aber stattdessen heißt es immer nur "Islamkritik" und "Abendland" blabla...

    In den USA übernehmen die Rolle der Underdogs die Schwarzen und Latinos und die sind wohl eher weniger Moslems!

    So komplex zu denken ist wahrscheinlich dann wieder linkes "Gutmenschentum".

    Aber eine Frage hätte ich noch, wer ist bitte Thilo Sarrazin??

  • M
    Moretti

    In den 90iger Jahren waren es die Ostdeutschen, die als dumm, undankbar, unfähig, faul, unterqualifiziert, rechtsextrem, fanatisch und extremistisch dargestellt wurden. Nachdem wir eine promovierte Physikerin aus Ostdeutschland als Kanzlerin haben und sich keines der Vorurteile bei Merkel bestätigen konnte, haben sich die Medien ein neues "Opfer" gesucht. Heute werden die gleichen Unterstellungen zu 80 % auf die Muslime übertragen. Die internationalen Terroranschläge wurden da als willkommender Anlass genutzt.

     

    Wenn ein Deutscher durchdreht heisst es Amoklauf, wenn ein Muslim durchdreht nennte man es Terroranschlag.

     

    Wenn ein Deutscher seine Familie umbringt heisst es Familendrama, wenn ein Muslim durchdreht und seine Familie umbringt heisst es Ehrenmord.

     

    . . .

  • TE
    Tante Erna hat's satt

    In Deutschland werden die Bischöfe von allen Menschen zwangsfinanziert, nämlich durch allgemeine Steuereinnahmen und nicht durch Kirchensteuern.

    Ab 2013 wird der öffentlich-rechtliche Rundfunk von allen Menschen zwangsfinanziert und heute schon dadurch, dass ein Computer mit Internetzugang, ein Telefon und eine Klobrille als Rundfunkgeräte bezeichnet werden.

    Worüber wird groß berichtet? Über einen Bahnhof in Stuttgart. So ist es, ob's dir passt oder nicht!

  • N
    Nico

    @ProDiskussion

    Sarrazin schätzt den Islam nicht kritisch ein, er verurteilt ihn.

    Darüber hinaus fördert Sarrazin in keiner Weise eine konstruktive Diskussion (die mit Respekt geführt werden müsste), eher im Gegenteil.

  • TS
    Thomas Schöffel

    Lieber Daniel Demant,

    da haben Sie aber was nicht verstanden. Khomeini hat vor vielen Jahren gesagt: "Was Ihr Westler nicht versteht ist folgendes: Für Euch Westler ist Religion nur ein Teil des Lebens, für uns (Moslems) ist Leben nur ein Teil der Religion." Sie begehen den für uns so typischen Fehler, die Sachverhalte nur durch unsere Brille zu betrachten. Können Sie sich nicht vorstellen Herr Demant, daß das in anderen Kulturkreisen völlig anders ist ? Ob wir nun in den 60-iger Jahren leben oder nicht, mag für Sie bedeutsam sein, ob für Sie Religionen gefühlt nur Randerscheinungen sind, mag für Sie Ihre Wahrheit sein, in anderen Gegenden der Wekt sieht man das völlig anders. Nehmen Sie Ihre Brille ab Herr Demant und öffnen Sie Ihre Augen dafür, daß andere anderes völlig anders beurteilen.

  • HH
    Heribert Hansen

    Ganz so einfach ist es nicht mit dem Islam, und übrigens auch nicht mit anderen Religionen. Wenn heftig - und zurecht - über die katholische Kirche und den Missbrauchskandal berichtet wird, dann findet das keiner anstößig. Wenn das Schächten von Tieren untersagt wird, dann finden das alle gut, weil wir sind ja Tierfreunde. Wenn aber das Klischee, das im Artikel eingangs verwendet wurde, irgendwo zu lesen ist, dann soll es nur ein Klischee sein? Leider ist es aber nicht nur ein Klischee, und wenn ihr schon Hamed Abdel-Samadi zitiert, dann doch bitte auch seine Aussagen in seinem Buch "Abschied vom Himmel"über den Islam als solches, denn der Islam verursacht per se durch seinen Inhalt viele Probleme, vor allem das patriarchalisch.machtbeanspruchende ohne Widerspruch. Man kann zur Beruhigung der Geister sagen, auch gelebter Katholizismus ist irgendwie verfassungsfeindlich, so wie darin Frauen unterdrückt werden. Es ist einfach so: Wir sollten allen Religionen stets auf die Finger gucken, trotz unserer unsäglichen Geschichte. Ich würde mir wünschen, wir wären laizistisch, aber hier wird ja immer von der christlichen Leitkultur gefaselt. Dabei brauchen wir ale nur eins: Die allgemeine Erklärung der Menschenrechte und ein gutes Herz, das man in Worte fassen muss. Zu Sarrazin nur abschließend, ja, es war beschämend, wie die Medien ihn und seine schäbigen Thesen hofiert haben. Denn seine Kritik zieht sich bis ins Persönliche - was soll z.B. daran verwerflich sein, Gemüsehändler zu sein? So ein Mensch steht um 4 auf um um 5 am Großmarkt zu sein, damit die deutschen Kunden um 8 ihr Gemüse kaufen können. Da könne sich deutsche Hartz4-Empfänger eine Scheibe von abschneiden! Das ist wirklich rassistisch, was Sarrazin macht.

  • P
    ProDiskussion

    Es gehört schon viel Chuzpe dazu, Sarrazin (und anderen) eine "antimuslimische Hetze" zu unterstellen. Die Autorin folgt dem simplen Schema, jede kritische Einschätzung des Islams als Hetze, Phobie, Rassismus, etc. zu diffamieren und Kritiker (wie z. B. Kelek) mundtot machen zu wollen, statt sich mit den offenkundigen Problemen konstruktiv auseinander zu setzen. Verwunderlich ist es, dass die doch eigentlich der "Aufklärung" verpflichtete taz den faktisch antiliberalen und antidemokratischen Stimmen immer wieder eine Plattform gibt. Frage: Ist die taz möglicherweise auf einem Auge blind??

  • DD
    Daniel Demant

    Es ist wirklich sehr schade, dass in Deutschland aus einer Integrationsdebatte immer gleich eine Religionsdebatte wird. An irgendwelchen nebulösen runden Tischen diskutieren dann Vertreter der Religionsgemeinschaften über Integration in Deutschland. Weiter weg von den Menschen kann man doch garnicht sein. Die Religionen haben schon vor Jahren das Recht verloren für die Mehrheit zu sprechen, die existieren in der Welt des Großteils nur noch als Randerscheinung, wir leben nicht mehr in den 60er Jahren.

     

    Lasst uns endlich wirklich über Integration reden, Religion kann ein Bestandteil davon sein, aber eben nur einer von vielen und nicht der alles überragende.

  • NM
    Nelly Mosert

    Zitat: "Auf dem Medienkongress debattierten JournalistInnen und Politikwissenschaftler über die Klischeevorstellungen und die Ängste"

     

    Sehr geehrte Frau May Naomi Blank (was für ein hübscher Name!),

    Sie haben unterschlagen, dass es natürlich auch PolitikwissenschaftlerInnen gibt. In der immer noch männerüberdominierten Welt wird das leider gerne übersehen. Insbesondere im Islam kommen die Frauen in der Politik viel zu kurz. Könnten Sie nicht vielleicht einmal über die total engagierten Frauen vom iranischen Widerstand schreiben? Wie ich gehört habe, werden sie merkwürdigerweise von Linksgerichteten bei ihren Protesten gegen das iranische Regime gestört. Da muss es Verbindungen geben.

  • A
    Azeri

    "Ali spricht arabisch, oder türkisch, oder persisch, aber auf keinen Fall deutsch."

     

    Der Fairness halber würde ich gerne anmerken, dass dieser "Ali" eher nicht persisch spricht, da die hier lebenden Deutschiraner meist eben vor der Islamisierung in Iran geflohen sind. Traurig, dass man sie trotzdem pauschal als Muslime verurteilt.