piwik no script img

■ MediaBazaarTV Testbild

Würde das Ganze nicht in Baden spielen, könnte man es für einen ausgewachsenen Schwabenstreich halten. Am letzten Sonntag ging nach vollmundigen Ankündigungen und einigen Verzögerungen in Karlsruhe endlich TV Baden auf Sendung, eines der ersten Ballungsraumfernsehen in Baden- Württemberg. Staatsminister Erwin Vetter bezeichnete das als ein „bundesweit zu beachtendes Experiment“, das nicht auf einem Abspielen von zugekauften Produktionen aufbaue.

Ambitionierte Ankündigungen auch seitens der Macher: Man orientiere sich am erfolgreichsten Programmanbieter dieser Gattung in den USA, New York One, der auf eine Tagesreichweite von bis zu 80 Prozent der technisch erreichbaren Zuschauer kommt.

Am Sonntag gab's dann eine bombastische Eröffnungsfeier und zuvor aufgezeichnete Sendungen, seit Montag flackert statt des angekündigten 20-Stunden-Programms allerdings ein Testbild vor sich hin, und die angepeilten 600.000 Zuschauer schauen in die Röhre. „Kinderkrankheiten“ seien das, wiegelt Geschäftsführer und Programmchef Bernd Schumacher ab.

Nur scheinen die Kinderkrankheiten recht ausgewachsener Natur. Die rund vierzig Mitarbeiter des Privatsenders wurden jedenfalls erst einmal in Urlaub geschickt. Die Technik ist natürlich mal wieder schuld, dabei wurde sie angeblich von einem „weltweit bekannten deutschen Unternehmen“ installiert. Per Handbetrieb würde alles zwar funktionieren, aber Handarbeit sei eben „nicht professionell“, meint Schumacher. Es müsse alles vollautomatisch vonstatten gehen.

Und so läßt das Programm auf sich warten, die Werbekunden, die bereits Spots gebucht hatten, werden langsam sauer. Immerhin acht „Kurzwerbeinseln“ pro Stunde waren geplant, die Einschaltung à fünf Sekunden für 50 Mark, „Tagespakete“ mit zwölf Schaltungen für 300 Mark. Ansonsten orientiert sich das Programm, das bis jetzt nur auf dem Papier zu bestaunen ist, am amerikanischen Vorbild: ein 4 x 15-Minuten-Format. Der TV-Zuschauer soll später, wenn's mal klappt, nicht lange dabeibleiben, sondern möglichst oft einschalten.Caro Wenzel

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen