■ MediaBazaar: Ostzuschauer im Blick
Berlin (dpa/taz) – Fünf Jahre nach der deutschen Einheit haben sich die Beigetretenen an die neuen Fernsehangebote gewöhnt – doch zufrieden sind sie damit nicht. Als die TV-Illustrierte F.F.dabei unlängst ihren Lesern (84 Prozent im Osten) dazu 80 Fragen stellte, wurde die Redaktion von 4.600 Briefen überschüttet.
In einem waren sich immerhin 94 Prozent einig: Ost-Stars gehören viel öfter ins Programm. Der Abend, der fängt, sagen 80 Prozent ungeachtet der Offensive der Privatsender, mit der „Tagesschau“ an. Erst danach sollte das Abendprogramm beginnen. 85 Prozent finden Politmagazine wie „Monitor“ und „Report“ unverzichtbar, und 78 Prozent würden gern mehr historische Dokumentationen und anspruchsvolle Kulturmagazine (66 Prozent) sehen.
Wer diese öffentlich-rechtlichen Vorlieben für eher Dichtung denn Wahrheit hält, kann sich immerhin auf die gemessenen Einschaltquoten berufen. In den östlichen Bundesländern liegt das ARD-Programm jeden Monat über vier Prozent hinter den Einschaltquoten im Westen zurück (11 statt 15 Prozent), dem ZDF ergeht es kaum besser: drei Prozent weniger im Osten. Lediglich die Heimatgefühl vermittelnden dritten ARD-Programme werden hier mehr gesehen: von rund 11 Prozent (statt 9). Größter Gewinner in den neuen Bundesländern ist aber RTL, das hier drei Prozent mehr erreicht als im Westen.
Die Erfolge des Senders mit den meisten Werbeeinnahmen kontrastrieren nun wieder verwirrend damit, daß eine Mehrheit der Ostzuschauer der Fernsehwerbung eine eindeutige Abfuhr erteilt. 87 Prozent gaben an, in den Werbespots noch nie einen nützlichen Hinweis bekommen zu haben, und Siegfried Kruber aus Dresden schrieb: „Prinzipiell stellen wir bei jeder Werbung um.“
Als beliebtester Talkmaster stellte sich Alfred Biolek heraus (63 Prozent), gefolgt von Erich Böhme (60), Hans Meiser (57) und Arabella Kiesbauer (44 Prozent). Am meisten abgelehnt wird Ilona Christen (RTL) mit 83 Prozent, knapp gefolgt von Bärbel Schäfer (dito) mit 81 Prozent. Und wieder fragt man sich, wie die nachmittäglichen Einschaltquoten des Marktführers zustande kommen.
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