■ McCash Flow: Fastenzeit
Nicht nur im christlichen Abendland, auch an den Börsen im Fernen Osten herrscht in Sachen Aktien „Fastenzeit“: abbröckelnde Kurse und lustloses Geschäft, die den Handel in der vergangenen Woche kennzeichneten, setzten sich nun auch in der neuen Woche fort. Mit einer Wiederauferstehung nach Ostern rechnen in Deutschland derzeit nur hemmungslose Optimisten — die ökonomische Krise im Osten ist mit Ostern längst nicht erledigt.
Die Schwäche der D-Mark und die steigenden Zinsen werden als schlechte Zeichen gewertet — und die Erfolgsmeldung, daß Deutschland 1990 den Spitzenplatz bei den Export- Nationen der Welt zurückerobert hat, konnte da natürlich nur wie der Schnee von gestern wirken. Zumal Exportriesen wie die Chemie-Konzerne BASF und Bayer zum Wochenbeginn enttäuschende Unternehmensergebnisse vorlegten.
Eine Ausnahme in der internationalen Aktien-Fastenzeit scheinen die Broker in der Wall Street zu machen. Der Dow Jones Index konnte in den letzten Tagen bei relativ hohen Umsätzen stetig nach oben klettern. Auftrieb gibt den US-Aktieninvestoren der international stark gefragte Dollar, der seit dem Tiefstand von 1,44 in wenigen Wochen fast 20 Prozent dazugewonnen hat.
Als erste Folge dieser Entwicklung haben die in Dollar abrechnenden Mineralölkonzerne die Benzin-Preise nur sechs Tage nach der letzten Erhöhung erneut nach oben gesetzt. Ob dies indessen die Autofahrer dazu animiert, bleifußmäßig eine Fastenzeit einzulegen, darf angesichts des Oster- Reiseverkehrs bezweifelt werden.
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