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■ McCash Flows OrakelMaxi–Börse wg. Mini–Rock ?

Die New Yorker Finanzwelt jubelt über den neuen Siegeszug des Mini–Rocks, jedesmal, wenn der Saum der Röcke hinaufrutschte, bescherte dies der Börse einen Boom: 1922, als sich der Rock vom Knöchel zum Knie hob und 1966, als es vom Knie weiter nach oben ging. Die Maxi–Mode der 30er und 70er Jahre indessen ging jeweils mit einer allgemeinen Baisse einher. Daß derlei knieweiche Zyklen–Theorien den Agenturen einen mittellangen Ticker wert ist, deutet schon an, wie wenig Konkretes derzeit über die Hyper–Hausse in Wall Street zu berichten ist. Der vor zwei Jahren noch als utopisch geltenden Index–Stand von 2.500 ist fast erreicht und ein Dow Jones von 3.000, wie ihn Optimisten an die Wand malen, scheint nur ein Klacks, wenn man bedenkt, daß die Börsenrekorde der letzten Jahre zusammenfielen mit der rapidesten Verschuldung der Finanzgeschichte, die die USA vom größten Gläubiger zum größten Schuldner der Welt machte. Und warum soll diese Hausse auf Pump nicht noch ein Weilchen weiter laufen, fundamental gerechtfertigt ist sie ohnehin längst nicht mehr. Gegen Ende der 80er Jahre wird Amerika 500 Milliarden Dollar Schulden zu bedienen haben und sein größter Gläubiger wird Japan sein, das Forderungen in etwa der gleichen Höhe kassieren kann. Die Taoisten haben Wall Street und die Finanzwelt schon heute übernommen: Vor zwei Wochen übertraf die Kapitalisierung der japanischen Börse erstmals den jahrzehntelangen Spitzenreiter Wall Street und machte Tokio zur Weltbörse Nummer Eins. Die New Yorker Aktien– Welt indessen wurde von einem weiteren Schlag getroffen, 133 Banker, Broker und Computerspezialisten wurden wg. Kokain verhaftet - wenn in Wall Street jetzt auch noch die besten Nasen aus dem Verkehr gezogen werden, wer, wenn nicht die zwischen Ying und Yang operierenden Nippon– Söhne, soll die Spur des Trends aufnehmen? 8MITTWOCH, 22.4.87 MIT DER ARMUT AUF DU UND DU

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