: Mauss mauerte vorm Untersuchungsausschuß
Hannover (taz) - Mit zeitraubenden Auseinandersetzungen um die Aussagegenehmigung und kaum ergiebigen Aussagen von Werner Mauss sind die Mitglieder des Untersuchungsausschusses zum Celler Anschlag abgespeist worden, die am Montag acht Stunden lang in der Außenstelle des BKA in Bonn versuchten, den Agenten zu vernehmen. Anders als die bisherigen Zeugen verweigerte Mauss zunächst jedwede Aussage zu seiner Doppeltätigkeit für die Versicherungswirtschaft und staatliche Stellen. Auch über die „Operation Neuland“ wollte Mauss keine Auskunft geben. Nach wiederholten, zum Teil lautstarken Auseinandersetzungen, bei denen Mauss von Vetretern des BKA unterstützt wurde, drohte der Ausschuß schließlich die Vernehmung abzubrechen. Zuvor hatte Mauss den überraschten Ausschußmitgliedern eingestanden, erst durch die Presse erfahren zu haben, daß der Celler Bombenanschlag vom niedersächsischen Verfassungschutz verübt worden ist. Gleichzeitig gab er jedoch zu, seit 1970 mit niedersächsischen Sicherheitbehörden zusammengearbeitet zu haben. Während der niedersächsische Innenminister jeden Kontakt leugnet, sagte Mauss, er habe zuletzt am vergangenen Sonntag mit dem maßgeblich am Celler Anschlag beteiligten Verfassungsschützer Borrak telefoniert. Die längst nicht abgeschlossene Vernehmung soll nach Ostern fortgesetzt werden, nach neuen Verhandlungen über die Aussagegenehmigung. Ausschußvorsitzender Heiner Herbst (CDU) wertete es gestern in Hannover zwar als Erfolg, daß es nach fast vierjährigen Bemühungen überhaupt zu einer Vernehmung von Mauss gekommen sei. Allerdings habe sich die Situation in Bonn mehrmals am Rande des Erträglichen bewegt. Das Ausschußmitglied der Grünen, Hannes Kempmann, sprach von einer „Schmierenkomödie“, bei der es nur kurzzeitig zu wirklichen Vernehmungssituationen gekommen sei.
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