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Maulkorb für Berliner Knackis

Berlin (taz) - Berliner Strafgefangene bekommen während ihrer Haftzeit grundsätzlich keine Genehmigung mehr für Gespräche und Interviews mit PressevertreterInnen. Dies geht aus einer Übereinkunft zwischen Berliner Justizverwaltung und Anstaltsleitern vom April 86 hervor, die jedoch erst jetzt bekannt geworden ist. Diese Kontaktsperre gegenüber Journalisten wurde auf Anfrage der taz von der Jusitzverwaltung jetzt offiziell bestätigt, nachdem Berliner JournalistInnen mehrfach vergeblich Besuchstermine mit Gefangenen bei den Gefängnisleitungen beantragt hatten. Der Berliner Justizsenat begründet diese bundesweit wohl einmalige Kontaktsperre mit den angeblich schädlichen Folgen solcher Pressekontakte für die Gefangenen. Psychologen und Sozialarbeiter hätten von grundsätzlich negativen Einflüssen auf die Resozialisierungsarbeit berichtet, so daß jetzt Interviews nur noch in Ausnahmefällen genehmigt werden sollen. Gegenüber der taz berief sich der Sprecher des Justizsenats darauf, daß diese Praxis des Redeverbots mit der Presse längst in anderen Bundesländern üblich sei. Tatsächlich gibt es diesen Maulkorberlaß, mit dem eine Berichterstattung über Vorgänge in den Gefängnissen fast gänzlich unmöglich gemacht wird, nicht einmal im restriktiven Bayern.

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