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Mathias Döpfners NebenjobNoch kein Platz im Ersten

Exposé für den Lord-Weidenfeld-Film von Springer-Chef Mathias Döpfner liegt ARD-Chefredakteuren nicht vor.

Vorstandschef dreht Verleger-Porträt Bild: dpa

Das von Springer-Vorstandschef Mathias Döpfner gedrehte Porträt des britischen Verlegers Lord Weidenfeld hat noch keinen Sendeplatz im ARD-Ersten. "Das ist noch keine klare Sache", sagte ARD-Chefredakteur Thomas Baumann gestern der taz.

Bisher liege noch kein Projektvorschlag des zuständigen NDR vor. Erst wenn ein solches Exposé eingereicht sei, würde die Chefredakteurskonferenz der ARD darüber beraten und über eine Ausstrahlung im Ersten entscheiden. Der für den Film zuständige NDR-Redakteur Thorsten Schreiber hatte am Donnerstag erklärt, der Film solle 2008 im Ersten laufen, voraussichtlich um 22.45 Uhr.

Das Projekt ist innerhalb des NDR wegen Döpfners Autorenschaft umstritten, zumal der Springer-Chef ein persönlicher Freund des 88-jährigen Weidenfeld ist. "Es gibt keine Tabuliste, was Autoren fürs Erste angeht", sagte Baumann. Sobald ein Exposé vorliege, werde dies wie alle anderen akribisch geprüft.

Nach taz-Informationen sind die Interviews mit Weidenfeld bereits vor einiger Zeit geführt worden, für den Film wurde unter anderem in London und in Israel gedreht. Döpfner soll auch den Schnitt des Films größtenteils selbst übernehmen, außerdem wurde ihm ein externer Regisseur beigestellt. Produziert wird das Weidenfeld-Porträt von der Firma Polyphon in Hamburg. Auch hier trifft Döpfner auf alte Bekannte: Vorsitzender der Polyphon-Geschäftsführung ist Hubertus Meyer-Burckhardt, von 2001 bis 2004 Vorstand der Elektronischen Medien beim Axel Springer-Konzern. STG

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2 Kommentare

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  • JS
    Jannette Scheele

    Was wundern wir uns noch über solche Art des Journalismus, wenn alle Schweine aus dem gleichen Napf fressen?

    Wenn der Herr/Sir Weidenfeld wirklich etwas darstellt (aber wer tut das in unserer Mediengesellschaft noch?, warum ist der NDR (oder doch Herr M.Doepfner) erst in dessen 89. Lebensjahr darauf gekommen? Wieso konnte man uns einen so wichtigen Mann so lange in Deutschland vorenthalten? Aber unter uns, würden Sie sich von einem Freund porträtieren lassen - mit all den Fehlern und Schwächen, die nur er kennt? Ach das ist gar nicht beabsichtigt?

    Na ja, dann bleibt uns als ZwangsRundfunkgebührenzahlern, ja ein Trost: dass

    mit diesem Projekt die Grundversorgung der Bevölkerung mit Information sichergestellt wird.

    Man muss nur so potenten Journalisten wie Herrn Th. Schreiber, dessen Chefredakteur Baumann und den anderen Chefredakteuren,Programmdirektoren und Intendanten freie Hand/Hände lassen und es gibt kein Thema von öffentlichem Interesse (siehe Sir Weidenfeld),das denen nicht alle Mühe und Kosten wert wäre, den geneigten Zuschauern zu präsentieren.

  • JW
    J.-H. Wichmann

    Es liegt wohl im "höheren medienpolitischen Interesse" der ARD, wenn nun auch noch Gefälligkeitsjournalismus zugunsten des Springerchefs M. Döpfner betrieben wird. Die Annäherung von ARD und Springer(Werbekooperation z.B.) einerseits und dem Spiegel(St.Aust:RAF) andererseits lässt das Schlimmste befürchten, wenn jetzt schon Konzernchefs als "freie Mitarbeiter" angeheuert werden. Die Reaktion des Chefredakteurs zeigt, dass die Sache " Sir Weidenfeld" schon weit gediehen ist und stinkt. Ein solches Projekt könnte selbst der etwas größenwahnsinnige Herr Thomas Schreiber nicht ohne Konzept und Finanzierung, d.h. mit Rückendeckung seiner Chefs in Auftrag geben. Allerdings scheint beim NDR inzwischen fast alles möglich. Vor allem was das geldrausschmeissen betrifft. Für "Aussendrehs", wenn die tatsächlich schon z.T. gemacht worden sind, müssen Genehmigungen eingeholt, Teams zusammengestellt werden - oder stellt Springer auch noch Kameraleute und Technik für diesen Freundschaftsdienst im Auftrag des NDR?

    Wo bleiben die Kontrollgremien (Rundfunkrat und Verwaltungsrat), die dieser Art des Journalismus endlich das Handwerk legen? Denn wer muss in "good?old Germany" den Sir W. kennen oder kennenlernen? Aber wenn der Sir wirklich etwas aufzuweisen hat, lässt man das nicht von einem Freund darstellen. Die NDR-Gremien sollten sich auch ganz nebenbei einmal dafür interessieren, welche Finanz-Löcher, der frühere Hauptabteilungsleiter Kultur, Th. Schreiber, heute in gleicher Funktion für Unterhaltung im NDR zuständig, an seiner bisherigen Wirkungsstätte hinterlassen hat. Ein Schelm der böses dabei dächte.Nur weiter so auf dem Weg zum Freundschaftsjournalismus!