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Massengräber werden offiziell untersucht

■ 'Tass‘ wertet jüngste Berichte zu NKWD-Lagern als westliche Meinungsmache / Volle Aufklärung sei notwendig

Berlin/Moskau (afp) - Das DDR-Innenministerium hat Untersuchungen über die bei ehemaligen Internierungslagern des sowjetischen Geheimdienstes NKWD entdeckten Massengräber eingeleitet. Wie der Leiter der Arbeitsgruppe, Major Kröhnert, erklärte, geht es zunächst um die Dokumentation der Gräberfundorte. Dabei werde die Hilfe örtlicher Räte, der Staatsanwaltschaft und der Gerichtsmedizin in Anspruch genommen.

Für die völlige Aufklärung der Fragen, die durch die Massengräber bei ehemaligen sowjetischen Internierungslagern in der DDR aufgeworfen werden, hat sich auch die amtliche sowjetische Nachrichtenagentur 'Tass‘ ausgesprochen. Die Informationen über die Gräber seien „Anlaß, alle verfügbaren Angaben, darunter die aus sowjetischen Archiven, zu nutzen und volle Klarheit zu schaffen“, heißt es in einem für die sowjetische Armeezeitung 'Krasnaja Swesda‘ verfaßten Kommentar.

'Tass‘ bewertet aber zugleich die in den westlichen Medien über die Massengrab-Funde erschienenen Berichte als gezielte Meinungsmache gegen die UdSSR. Es sei „offensichtlich, daß irgendwer gerade jetzt einen Schatten auf die sowjetischen Streitkräfte werfen möchte, die das deutsche Volk vom Faschismus befreit haben“.

Unterdessen beginnen ehemalige InsassInnen der Lager, sich zu organisieren. In Fürstenwalde haben Überlebende des ehemaligen Lagers Ketschendorf eine Arbeitsgruppe gebildet, bei der sich auch schon Inhaftierte aus den einstigen Lagern in Bautzen, Sachsenhausen, Torgau, Waldheim und Buchenwald gemeldet haben. Die ehemaligen LagerinsassInnen wollen sich um Rehabilitierung und Entschädigung der Opfer des Stalinismus bemühen.

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