Massenarbeitslosigkeit : Die Überflüssigen
„Der Integrationserfolg der Agenturen für Arbeit und – seit Hartz IV – insbesondere der lokalen Arbeitsgemeinschaften, von struktureller Arbeitslosigkeit Betroffene wieder in den Arbeitsmarkt zu bringen, ist gering.“ Dieses bittere Fazit ziehen nicht irgendwelche Anti-Hartz-Montagsdemonstranten, keine Aktivisten der Wahlalternative Arbeit und Soziale Gerechtigkeit, keine linken Gewerkschafter – sondern die Arbeitsverwaltung selbst. Dieses einer Bankrotterklärung, einem Offenbarungseid gleich kommende Zitat stammt aus dem offiziellen Arbeitsmarktbericht für Januar, den die Regionaldirektion Nordrhein-Westfalen der Bundesagentur für Arbeit gestern veröffentlicht hat.
ANALYSE VONANDREAS WYPUTTA
Aus purer Not plädiert Regionaldirektions-Chefin Christiane Schönefeld gleichzeitig für die Schaffung eines zweiten, staatlich geförderten Arbeitsmarktes. Denn nicht erst seit gestern ist klar: Die überwältigende Mehrheit der über eine Million Arbeitssuchenden hat keine Chance auf einen regulären Job in der freien Wirtschaft – egal, wie sich die Konjunktur entwickelt, egal, wie stark die Wirtschaft wächst. Denn in Zeiten immer größer werdenden Rationalisierungsdrucks, immer weiter zunehmender Automatisierung brauchen die Unternehmen tendenziell immer weniger Menschen, um immer mehr herzustellen. Wer da ein Handikap wie mangelnde Qualifikation oder auch nur ein etwas höheres Alter aufweist, fällt in der Bestenauslese des Arbeitsmarkt schnell durch das Raster – und findet schlicht keinen Job mehr, der die Existenz sichert.
Helfen kann da der Staat als Gemeinschaft aller: Nötig ist ein gesellschaftlicher Konsens, der klärt, welche Perspektiven Menschen haben sollen, die ihre Existenz nicht mehr selbst sichern können. Denn an sinnvoller Arbeit mangelt es nicht, etwa in der Altenpflege – nur muss sie angemessen bezahlt werden.