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Archiv-Artikel

Maschinengewehr und Bettgestell

KUNST In der Schau „Finden und Fügen“ treten Claudia Busching und Pomona Zipser in der Kommunalen Galerie Berlin mit ihren Collagen und Skulpturen in einen künstlerischen Dialog

In einer Papiercollage schimmert noch das Fernsehprogramm aus der Zeitung hindurch

VON INGA BARTHELS

Scharfe Kanten und rostige Nägel, die aus rot bemaltem Holz hervorragen. Mit Strick und Draht zusammengehaltene Elemente, die zusammen ein rätselhaftes Konstrukt bilden, dessen Funktion sich nicht erschließt. Es bleibt einzig die bedrohliche Wirkung, die von dem Objekt ausgeht. Die Skulptur „Roter Stern“ bildet den Auftakt der Schau „Finden und Fügen“, in der die Collagen von Claudia Busching mit den Skulpturen von Pomona Zipser in einen künstlerischen Dialog treten sollen.

Organisiert ist die Ausstellung vom Frauenmuseum e. V. Berlin. Die Vereinigung setzt sich für in Berlin lebende Künstlerinnen ein, bietet ihnen einen Ort des Austauschs und gestaltet Ausstellungen, wie nun in der Kommunalen Galerie Berlin.

Zipsers Skulpturen, unter ihnen „Roter Stern“, nehmen dabei auf den ersten Blick den Raum der Galerie für sich ein. Einige der Arbeiten erinnern an Insekten, die sich tastend am Boden entlang bewegen. Andere wecken Assoziationen an Waffen, besonders die mit Tarnfarben bemalte „Fußangel“ und die schwarze Skulptur mit dem poetischen Titel „Gar schaurig ist’s übers Moor zu gehen“, die in Format und Farbe in etwa einem Maschinengewehr entspricht. Die großformatige Arbeit „Haus oder Weg“ hingegen erinnert an ein zerbrochenes Bettgestell.

Zipser arbeitet mit gefundenen Materialien, mit Holzabfällen, Brettern und Leisten. In vielen stecken noch alte Nägel, auch andere Gebrauchsspuren werden nicht verdeckt. Das Material wird teilweise von Strick zusammengehalten, was wiederum Assoziationen an ein Floß oder an archaische Werkzeuge weckt.

Zipser und Busching gehören derselben Generation von Künstlerinnen an. Zipser ist 1958 in Rumänien geboren, 1970 kam sie nach Deutschland. Sie studierte zunächst in München bei dem surrealistischen Maler Mac Zimmermann, um dann im damaligen Westberlin unter dem Bildhauer Lothar Fischer zu lernen. Neben den Skulpturen arbeitet sie auch mit Papier, so etwa in ihren Scherenschnitten. Busching ist 1954 in München geboren. Sie war Meisterschülerin von Hann Trier an der Hochschule der Künste in Berlin. Die Konstante in ihrem Werk sind Kontraste – mal Schwarz und Weiß, mal Raum und Fläche.

Farbeimer an der Wand

In „Finden und Fügen“ zeigt Busching titellose Collagen aus unterschiedlichen Papiersorten, Kohle und Acryl. Während die Farbgebung stets gleich bleibt – Abstufungen von Schwarz und Weiß –, changiert das Material und die Anordnung. Mal spielen mehrere Schichten von Seidenpapier die Hauptrolle, dann ist es die Zeichnung über den Papierschichten, welche die Aufmerksamkeit auf sich zieht.

Formal am nächsten kommen sich die Werke der beiden Künstlerinnen, wenn Busching sich aus der Zweidimensionalität des Papiers hinausbewegt. Das passiert in Form eines Gitters aus Holzzweigen und Draht sowie in einer Arbeit, in der zwei grau und schwarz bemalte Farbeimer an der Wand montiert sind.

Hier ergeben sich Parallelen in Materialität und Dimensionalität der Arbeiten. Der Zusammenhang beider Werke ist in der Schau dagegen oft nicht auf den ersten Blick zu erkennen. Während Zipsers Arbeiten auf Anhieb eine Vielzahl an Assoziationen hervorrufen, bleiben Buschings Collagen zunächst eindimensional in ihrer Wirkung.

Erst bei genauerer Betrachtung von Buschings Collagen lassen sich ihre Komplexität und die Parallelen der Arbeiten zu Zispers Konstruktionen erkennen. Buschings Papierarbeiten lassen durch die verschiedenen Schichten aus aufeinanderfolgenden Arbeitsstufen das Prozesshafte, das auch in Zispers Skulpturen sichtbar ist, erkennen. In einer ihrer Collagen schimmert unter mehreren Lagen Papier und Zeichnungen noch das Fernsehprogramm aus der Zeitung hindurch. Es ist auch das Arbeiten mit gefundenen, zunächst nicht-künstlerischen Materialien, die das Werk beider Künstlerinnen ausmacht. Busching und Zisper setzen sich Grenzen in Material und Form und loten dann den gestalterischen Spielraum innerhalb dieser Grenzen aus. So finden und fügen sich die auf den ersten Blick so verschiedenen Arbeiten der Frauen auf den zweiten Blick zu einem ergiebigen künstlerischen Dialog zusammen.

■ Finden und Fügen: Kommunale Galerie Berlin, Hohenzollerndamm 176, Wilmersdorf, Di.–Fr. 10–17 Uhr, Mi. 10–19 Uhr, So. 11–17 Uhr, noch bis zum 25. Januar