Marktwirtschaft: Die Biomilch machts mit
Vom steigenden Weltmarktpreis für Milch profitieren auch regionale Biobauern. Und sogar die Verbraucher. Denn höhere Erträge sichern die derzeit unrentable Produktion
Nur in Vetschau-Ogrosen lebt man noch frei von Weltmarktzwängen. Während allerorts die Milchpreise in die Höhe schießen, kostet der Liter Biomilch im Hofladen des ortsansässigen Guts 66 Cent - und das seit Jahren. "Die Milch wird bei uns auch nicht teurer", versichert Inhaber Heiner Lütke-Schwienhorst. "Wir können den Preis auf jeden Fall konstant halten."
Damit dürfte der Bauernhof im Spreewald eine der letzten preiswerten Milchbastionen im Umland bleiben. Denn auch die Berlin-Brandenburger Biobranche wird im Bereich der Molkereiprodukte preislich anziehen, nicht zuletzt wegen der starken Nachfrage auf dem Weltmarkt. In den letzten Monaten habe man die Preissteigerungen der Molkereien noch auffangen können, sagt Robert Erler, Sprecher der Berliner Ökokette Bio-Company. Wenn die Erzeuger allerdings nicht ihre notwendigen Preise bekämen, dann stiegen sie aus oder pfuschten bei der Qualität. "Um moderate Erhöhungen kommen wir da nicht herum", betont Erler.
Michael Wimmer, Geschäftsführer der Fördergemeinschaft Ökologischer Landbau Berlin-Brandenburg (FÖL), hält das für "längst überfällig". Angesichts des immensen Druckpotenzials großer Handelsketten und Discounter sei es auch für hiesige Ökobetriebe schwer, überhaupt kostendeckend zu arbeiten.
Seit Jahren ist der Erzeugerpreis von Biobauern an denjenigen aus der konventionellen Produktion gekoppelt: Im Durchschnitt erhalten sie von Molkereien für ihr Michprodukt einen Zuschlag von 7 Cent pro Liter. Statt rund 28 Cent zahlen Molkereien dann 35 Cent.
Bei einem Weltmarktüberschuss können sich Milchbetriebe entsprechend kaum Hoffnung darauf machen, ihre Kannen teurer zu verkaufen. Momentan allerdings, bei steigender globaler Nachfrage und geringerem Angebot, schwindet auch die Macht der Großhändler.
Das Ergebnis: Einnahmesteigerungen für konventionelle und biologische Erzeuger - Verbraucher müssen dafür tiefer in die Tasche greifen. "Man kann es nicht oft genug betonen: Das ist auch gut so", betont Wimmer. Wenn Biobauern ihre eigene Milchproduktion "betriebsintern querfinanzieren" müssten, also nur durch Geldreserven überleben könnten, sei das ein unhaltbarer Zustand. Die Preissteigerungen würden individuelle Entlastung bringen. Nach Ansicht von Wimmer könnten teurere Biomilchprodukte allerdings auch für die Verbraucher von Vorteil sein. Derzeit herrsche gerade in diesem Bereich Knappheit, insbesondere bei Discountern, die zuletzt vermehrt Ökoprodukte in ihre Regale stellten. "Der Verbraucher will die Biomilch, nur ist das momentan schwer", sagt FÖL-Chef Wimmer: "Wir brauchen ein deutliches Preissignal, dass auch zusätzliche Milchbetriebe auf Bio umstellen".
Für Bio-Company-Sprecher Erler ist das Preisgefüge im Biobereich jetzt schon "fair und ethisch völlig in Ordnung". "Und wenn es Preiserhöhungen für den Endkunden gibt, dann schlägt das bei uns auch mit 100 Prozent auf den Bauern durch", versichert er. Einen Preisschock müssten Berliner Kunden aber nicht fürchten. Die Milchprodukte würden sich auf absehbare Zeit allenfalls um "ein paar Cents" verteuern. Mit Sicherheit werde es keine 50-Prozent-Steigerungen geben.
Und zur Not gibts ja noch den Bauernhof in Vetschau-Ogrosen. Dort allerdings muss man selbst hinfahren, um die Milch zu kaufen. Mit gutem Grund: Würde sich das Gut an eine regional vertreibende Molkerei anschließen, wäre es mit freier Preisgestaltung bald vorbei.
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