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Marcks und die Antike

Ödipus und Antigone in passender Umgebung: Der Freundschaftstempel im Park von Pawlowsk, 1782 - 86 vor den Toren St. Petersburgs erbaut, bildete in den vergangenen Monaten die angemessen klassizistische Folie für die Ausstellung „Gerhard Marcks und die Antike“. Im herrschaftlichen Ambiente des zaristischen Rußland prangten 60 Skulpturen des Bremer Hausexpressionisten Gerhard Marcks, zusammengestellt vom heimischen Marcks-Haus und russischen Kunsthistorikern. Jetzt ist die großangelegte Schau auch in Bremen zu sehen: Gestern eröffnete das Marcks-Haus die Schau im eigenen Hause, ergänzt durch eine Reihe stimmungsgesättigter Fotos aus Pawlowsk. Im kommenden Januar wird die Wanderschau nach Halle weitergereicht.

Den Ausstellern war es ein Anliegen, die Bezüge des Bildhauers zur griechischen Klassik bis hinunter zur Archaik einmal aufzuzeigen. Marcks habe schließlich immer selbst behauptet, „ein Blatt am Baum der Tradition“ zu sein; so habe er seine künstlerischen Aussagen über die Gegenwart „vor dem Hintergrund der ewigen Themen der Antike und Mythologie“ formuliert.

Schön nach mythologischen Leitmotiven sortiert, finden wir nun also Marcksens Plastiken zu Prometheus, Venus und Orpheus versammelt vor. Prometheus: „der Menschenbildner der Antike und Sinnbild für den Bildhauer schlechthin“ - ihm sind jene Werke zugeordnet, die in einem biografischen Bezug zum Meister selbst stehen. Unter die Venus- Rubrik fielen vor allem die Aktbilder: „keine fernen Idealtypen, denn sie verweisen auf das Göttliche in jedem Menschen“, und unterscheiden sich somit vom Kanon klassizistischer Standardtypen. Und letztlich: Orpheus, der Sänger, der von der grausamen Welt abgekehrt zu den Tieren singt: ein Denkmal für den Musiker und Poeten, also für den Meister selbst.

Foto: Rüdiger Lubricht

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