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Marathon-Star GebrselassieAm Ende nicht im Ziel

Der Körper macht nicht mehr mit: Haile Gebrselassie, der als Wunderläufer gefeierte Äthiopier, muss seine Sportlerkarriere aufgeben. Nach Doping wurde er nie gefragt.

Muss die Athleten-Krone weitergeben: Haile Gebrselassie. Bild: dpa

BERLIN taz | "Ich habe nie über das Karriereende nachgedacht - bis zum heutigen Tag." Haile Gebrselassie saß auf dem Podium der Pressekonferenz nach dem New-York-City-Marathon und verkündete, dass er nie wieder laufen wird. Tränen standen in den Augen des äthiopischen Langstreckenläufers. Seinen letzten Marathon hatte er nicht beenden können. Nach etwa 24 Kilometern hatte er aufgegeben. Die Schmerzen in seinem rechten Knie waren zu groß. Zwei Jahrzehnte ist Gebrselassie in der Weltspitze gelaufen. Jetzt macht sein Körper nicht mehr mit.

Den Marathon, den er im Februar in Tokio laufen wollte, hat er abgesagt, und aus dem Traum von einer Olympiateilnahme 2012 wird für den 37-Jährigen auch nichts mehr. Seinen zwei Olympiasiegen über 10.000 Meter, 1996 in Atlanta und 2000 in Sydney, wird er keinen weiteren hinzufügen können. Er tritt ab als Weltrekordhalter im Marathon (2:03:59 Stunden). 2008 hat er diese Bestzeit in Berlin aufgestellt - sechs Jahre nachdem er von der Bahn zum Straßenlauf gewechselt war. In den Stadien hatte er in der zweiten Hälfte der 90er Jahre über 5.000 und 10.000 Meter beinahe nach Belieben dominiert. 15 Mal ist er Weltrekord gelaufen.

Und so gut wie nie musste er sich unangenehme Fragen nach dem Zustandekommen dieser Weltbestzeiten stellen lassen, die der viermalige Weltmeister allesamt in der Hochzeit des seinerzeit noch nicht nachweisbaren Epo-Dopings aufgestellt hat. Auch als sein Manager, der Niederländer Jos Hermens, ins Visier der Ermittlungsbehörden geriet, weil er mit Dopingmitteln gehandelt haben soll, wuchs sich das nie zu einem Verdacht gegen Haile Gebrselassie aus. Nachdenklich wurde die kritische Sportöffentlichkeit für eine kurze Zeit im vergangenen Jahr, als der Internationale Leichtathletikverband einräumen musste, dass bis zum Jahr 2009 in Afrika kein einziger Bluttest vorgenommen worden ist. "Ich kann nicht mich selbst betrügen", hat Gebrselassie einmal gesagt, als er auf das Thema Doping angesprochen wurde. Gerne hat man ihm das geglaubt.

Zu schön waren die Geschichten über das Leben Gebrselassies, der als 13-Jähriger im äthiopischen Hochland seinen Lehrern bei einem Wettrennen davonlief und so sein Talent entdeckte. Zu niedlich waren die Bilder, die man sich von dem Schüler Haile machte, der mit dem Büchern in der Hand zur Schule lief, weshalb er zeit seiner Karriere die eine Hand weniger weit ausschwang als die andere. Zu nett ist auch die Geschichte seines Vaters, der nie wollte, dass sein Haile Sportler wurde, bis dieser 1993 von der WM in Stuttgart einen riesigen Mercedes als Prämie mitnahm.

Autos beschäftigen Gebrselassie immer noch. In seiner Heimat handelt er damit. Darüber hinaus hat er zwei Schulen aufgebaut, betreibt ein Fitnessstudio und ein Hotel. 600 Angestellte arbeiten für ihn. Um die will er sich nun vermehrt kümmern. "Wenn das Geschäft scheitert, dann scheitern diese Menschen auch", sagte er am Sonntag in New York.

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