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■ Mann des Tages: Schottlands letzte HoffnungCraig Burley (trägt das Herz auf der Zunge)

Wenn sie den Mund aufmachen, wirken die schottischen Fußballer wie Teilnehmer eines Betriebsausflugs der Vampir-Innung, und tatsächlich wird es immer wahrscheinlicher, daß sie, wenn für andere Teams bei dieser WM die Sonne aufgeht, längst begraben und vergessen sind. Sollte es diesmal wider Erwarten anders kommen, dann haben die Schotten das Craig Burley zu verdanken, jenem Träger einsamer Eckzähne, der das 1:1 gegen Norwegen erzielte und die Hoffnungen der Mannschaft auf das Erreichen des Achtelfinales aufrechterhielt.

Seine Chance bekam der 26jährige, als Coach Craig Brown in der 62. Minute angesichts des 0:1-Rückstandes umstellte und ihn vom rechten Verteidigerposten ins offensive Mittelfeld beorderte. „Ich war hocherfreut, in die Mitte des Parks zu kommen“, sagte Burley, der auf seiner Stammposition im zentralen Mittelfeld letzte Saison zahlreiche Tore für Celtic Glasgow schoß. Fünf Minuten nach der taktischen Maßnahme enteilte Burley geschickt den norwegischen Verteidigern, deren Tempo er schon vorher als „entsetzlich langsam“ diagnostiziert hatte, und lupfte den Ball über Keeper Grodas hinweg ins Tor.

Für das nächste Match gegen Marokko hofft Burley natürlich darauf, daß ihn der Coach von vornherein auf seine Lieblingsposition stellt, und er ist zuversichtlich, daß dann auch genug Tore für sein Team fallen. Nicht zuletzt durch ihn. Er sollte allerdings aufpassen. „Mein Herz hüpfte in meinen Mund“, erinnert er sich an die bange Sekunde, als sein Heber über die Latte zu segeln drohte. Wenn das wanderlustige Organ dort erst mal angekommen ist, gibt es nicht viel, was es am Hinausflutschen hindern könnte. Matti

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