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■ Mann des Tages: Der Coach mit Achtelfinale im VertragCesare Maldini (muß Erwartungen erfüllen)

Als das 2:0 fiel, gab es für den alten Maldini kein Halten mehr. Einem australischen Beuteltier nicht unähnlich, hüpfte Italiens Trainer so weit ins Spielfeld hinein, daß ihm der Fifa-Aufpasser aus Mauritius eine Ermahnung erteilte. In diesem Augenblick entlud sich in Cesare Maldini (66) die Anspannung, die sich in den letzten zwei Wochen aufgebaut hatte. Mit dem Gruppensieg war das Minimum der italienischen Erwartungen an die Frankreichreise erfüllt. Das Achtelfinale war ein Muß, so steht es in Maldinis Vertrag.

Natürlich hat der Technico nie an der Tauglichkeit seiner Squadra gezweifelt. Doch hatte er einige Kniffligkeiten in der Vorrunde zu lösen, nicht zuletzt das Problem del Piero/Roberto Baggio. Maldini hat es brillant gelöst: Erst Baggio vertraut, als del Piero noch angeschlagen war, dann del Piero wieder zur Nummer eins gemacht und Baggio als Joker in der Hinterhand. So hat es sich Maldini immer vorgestellt, und auch Baggio kann gut damit leben, weil ihm kürzere Auftritte entgegenkommen. Der gereifte, aber auch gealterte Genius braucht keine Anlaufzeit, sobald er den Rasen betreten hat. Bliebe die Verteidigung, für die Maldini den alten Haudegen Bergomi reaktivierte, der nach dem Bänderriß von Nesta plötzlich einen Stammplatz hat. Sollte es gegen einen sehr starken Gegner gehen, lasse er „ja sowieso Catenaccio spielen“. Bester Laune kokettierte Maldini mit den „Bestien“ von den italienischen Medien, die ihn ordentlich kritisiert hatten. Er scherzte, er lachte, er klopfte auf Schultern, und wüßte man nicht, daß seine ergrauten Haare schwarz gefärbt sind, in St. Denis hätte man den alten Maldini um einige Jahre jünger schätzen können.

Italien als Gruppensieger im Achtelfinale. 1:0 für Cesare. Aber das Spiel geht weiter. Es gibt in Italien auch maximale Erwartungen, die erst noch erfüllt werden wollen. Ralf Mittmann

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