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MangelverwaltungÄrger mit der Kita-Nummer

Identifikationsnummern sollen das Anmeldeverfahren für Krippenplätze erleichtern. Die Nummern sorgen aber zunächst für große Verunsicherung.

Sicher in der Kita? Die Identifikationsnummer bringt keinen Anspruch auf einen Platz. Bild: dpa

Für große Verwirrung sorgt das neue Anmeldeverfahren für Krippenplätze. Dabei sollte dies eigentlich die Vergabe der Betreuungsplätze für Kleinkinder vereinfachen - mittels einer Identifikationsnummer, die die Sozialbehörde im Dezember an alle Eltern verschickt hat, deren Kinder am 1. August 2012 ein oder zwei Jahre alt sind.

Auf diese Weise, so hatte es Sozialsenatorin Anja Stahmann Mitte Dezember gesagt, soll herausgefunden werden, wie viele Plätze tatsächlich benötigt werden und wo Plätze nur reserviert sind, weil Eltern ihr Kind doppelt angemeldet haben. Für Verunsicherung sorgt, dass unklar ist, ob Kinder jetzt nur noch in einer einzigen Einrichtung angemeldet werden dürfen.

Dass das so sein sollte, hatte die Sozialbehörde erklärt. "Ich habe das wie die meisten Eltern, die ich kenne, anfangs gedacht", sagt Bettina Meier. Ihren richtigen Namen will sie nicht nennen - aus Sorge, ihre Chancen auf einen Betreuungsplatz weiter zu schmälern. Sie wohnt in Schwachhausen, sucht aber für ihre jetzt einjährige Tochter auch in den Stadtteilen Horn, Viertel und Findorff. Einfach, weil es so wenig Plätze gibt und sie nicht leer ausgehen will.

Doch vor allem in den privat organisierten Elternvereinen, die in den innerstädtischen Vierteln einen großen Teil der Plätze stellen, ist dies in diesem Jahr nicht möglich. "In einigen Vereinen wurden wir regelrecht gedrängt, das Schreiben mit der Nummer sofort abzugeben - damit wir uns nicht mehr woanders anmelden können", erzählt Meier. "Da sind Eltern am Tag der offenen Tür dann noch mal schnell nach Hause gerannt, um den Behördenbrief zu holen." Ein anderer Vater erzählt, dass die Vereine, die oft nur ein bis drei Kinder neu aufnehmen können, ihm unterschiedliche Auskunft gegeben haben. "Einige wollten das Schreiben haben, andere nur die Nummer." Für diese kleinen Vereine ist es besonders schwierig, wenn sie Zusagen geben und die Eltern dann doch nicht den Platz in Anspruch nehmen, weil sie einen anderen haben.

"Das wird sehr unterschiedlich gehandhabt", bestätigt Britta Hillebrandt vom Verbund Bremer Kindergruppen, dem Dachverband der Elternvereine. Dort melden sich dieser Tage nämlich nicht nur verunsicherte Eltern, sondern auch Kindergruppen, die nicht wissen, wie sie mit der Nummer umgehen sollen. Doch eine eindeutige Antwort kann ihnen Hillebrandt nicht geben, weil sie sich nur auf das berufen kann, was die Sozialbehörde dem Dachverband mitgeteilt hat.

Bernd Schneider, der Sprecher der Sozialsenatorin Anja Stahmann, formulierte am vergangenen Montag auf eine Anfrage der taz: "Das System ist so angelegt, dass eine einmalige Anmeldung genügen soll." Und weiter schreibt er: "Tatsache ist aber, dass die Chancen höher sind, wenn Eltern ihre Kinder an mehreren Einrichtungen anmelden." Dennnoch gibt es viel zu wenig Plätze, um denjenigen, die von ihrer Wunscheinrichtung abgelehnt wurden, eine Alternative anbieten zu können. Das steht auch in dem im Dezember versandten Schreiben der Sozialbehörde: "Trotz der Anstrengungen kann nicht sichergestellt werden, dass die vorhandenen Plätze in Tageseinrichtungen in 2012 für alle unter Dreijährigen ausreichen."

Diesen Satz hat auch Bettina Meier gelesen und sich deshalb über die Aussage einer Vereins-Frau geärgert, das Nummern-System würde den Eltern die Arbeit mit den Mehrfach-Anmeldungen abnehmen. In der Hoffnung, dass das im kommenden Jahr so sein wird, will sich auch der Verbund nicht über die diesjährige Verwirrung beschweren. "Wahrscheinlich müssen wir in diesem Jahr einfach damit leben, dass es ein Testlauf ist", sagt Hillebrandt.

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