Manager Eichin über Werder Bremen: „Ja, auch eine Raute“
Werder Bremen hat einen neuen Manager. Thomas Eichin über Eishockey, die Rückkehr zum Fußball und das Erbe, das ihm Klaus Allofs hinterlassen hat.
taz: Herr Eichin, Sie sind seit Donnerstag Manager des Fußball-Bundesligisten Werder Bremen. Wie war der Abschied vom alten Verein, dem Kölner Eishockey-Club Die Haie?
Thomas Eichin: Er war sehr schön und emotional. Meine Verdrängungstaktik ist aufgegangen, bis ich am Dienstagabend nach dem Spiel der Haie gegen Mannheim nach Hause gefahren bin. Da ist mir bewusst geworden, wie lange ich in Köln gearbeitet hatte – und was ich zurücklasse.
Hätten Sie sich, als sie 1999 in Köln anfingen, vorstellen können, dass Sie fast 14 Jahre bleiben würden?
Nein. Ich habe den Job damals angenommen, weil ich mich in einer anderen Sportart als Fußball beweisen wollte. Ich war Marketingleiter bei Borussia Mönchengladbach. Da ich Eishockey immer schon toll fand, habe ich das Angebot der Haie angenommen – mit der Zielsetzung: Das machst du zwei, drei Jahre, um zu zeigen, dass du es draufhast, eine andere Sportart zu vermarkten. Dass daraus fast 14 Jahre geworden sind, zeigt, dass ich mich in die Sportart reingebissen und mich auch ein bisschen in sie verliebt habe.
Sie haben mit den Haien schwere Zeiten erlebt, zweimal haben Sie den Club knapp vor der Insolvenz gerettet. Jetzt, wo es den Haien wieder gut geht, wird der Erfolg vor allem Trainer Uwe Krupp zugeschrieben. Ärgert Sie das?
Nein, ganz ehrlich, ich bin keiner, der die Öffentlichkeit sucht. Ich bin selbstbewusst genug, um zu wissen, was ich tue und was ich kann. Die Haie brauchen einen starken Trainer, der in der Öffentlichkeit agiert. Für die Haie ist es das Beste, was es gibt, dass Uwe Krupp sie trainiert.
Der 46-Jährige hat zwischen 1985 und 1999 insgesamt 180-mal für Borussia Mönchengladbach in der Abwehr gespielt. 1995 wurde er für eine Halbserie nach Nürnberg verliehen. Nach Beendigung seiner Spielerkarriere hat er eine Sportmanagementausbildung gemacht und stieg in die Marketingabteilung des Kölner Eishockey-Erstligisten Die Haie ein, wo er bis Donnerstag Geschäftsführer war. Seit Freitag ist Eichin Manager des SV Werder Bremen.
In all den Jahren in Köln gab es immer wieder Gerüchte. Mal hieß es, Eichin geht nach Hannover, dann hieß es, er geht nach Leverkusen. Es war ein Running Gag. Wieso ist es mit Werder Bremen ernst geworden?
Es haben alle Dinge gepasst. Vorher war das nicht so, ich bekam ja immer wieder Angebote. Es gab Situationen, in denen man sich nicht für mich entschieden hat. Und andere Situationen, in denen ich gesagt habe: Für diesen Verein verlasse ich nicht die Haie. Es gab aber auch Zeiten, in denen ich die Haie nicht verlassen wollte, weil das Feld noch nicht gemacht war. Jetzt steht der Verein wieder perfekt da. Und dann kam das perfekte Angebot aus Bremen – genau zum richtigen Zeitpunkt. Das war Schicksal.
Angeblich waren Sie in Bremen nicht die erste und auch nicht die zweite Wahl, sondern ein Ersatzersatzkandidat, nachdem die Wunschkandidaten abgesagt hatten. Stört Sie das?
In der Bundesliga kursieren immer viele Namen, und ich weiß, dass viele von den Namen in diesem Fall keine Rolle gespielt haben. Ich stand auf der Liste von Willi Lemke, und Werder Bremen hat mich ausgesucht und sich für mich entschieden. Deshalb ist das für mich überhaupt kein Thema.
Werder ist berühmt für sein hanseatisch-vernünftiges Wirtschaften. Glauben Sie, dass Sie sich durch Ihre Konsolidierungsarbeit bei den Kölner Haien für den Job in Bremen empfohlen haben?
Ich glaube, dass man jemanden gesucht hat, der Fußball-Stallgeruch hat, aber auch ein paar Jahre Erfahrung und ein gewisses Rüstzeug, um bei einem großen Verein wie Werder Bremen zu arbeiten. Und es gibt nicht so viele ehemalige Profis, die auch schon mal Geschäftsführer waren.
Sind Ihre Aufgaben bei Werder Bremen schon genau definiert, oder werden sie sich durch die Arbeit ergeben?
Ich bin einer der drei Geschäftsführer von Werder Bremen und zuständig für die Lizenzabteilung, für den Sport. Damit ist es klar definiert. Wo ich überall Einfluss nehmen werde, wird man sehen.
Werden Sie Spieler aussuchen, oder nur deren Verträge abwickeln?
Wir werden das alles im Team entscheiden, so haben wir das in Köln auch gemacht. Es ist wichtig, dass Einstimmigkeit herrscht bei einem Transfer. Ich werde ganz eng mit Trainer Thomas Schaaf und Frank Baumann, dem Direktor Profifußball und Scouting, zusammenarbeiten. Und es wird sich zeigen, wer wo seine Stärken hat.
Kennen Sie Thomas Schaaf?
Wir haben uns ein paarmal getroffen und viel miteinander gesprochen. Ich kenne ihn natürlich von früher, vom Platz. Frank Baumann kenne ich aus meiner Nürnberger Zeit.
Viele fragen sich, ob Sie nach so langer Zeit im Eishockey noch genügend Kontakte im Fußball haben. Was sagen Sie dazu?
Ich habe mit vielen, die heute eine Funktion im Fußball haben, auf dem Platz gestanden. Mein ganzer Bekanntenkreis besteht aus Fußballern, ich kenne in Deutschland fast alle Agenten. Und wenn man Manager eines Bundesligisten ist, rufen sowieso alle Agenten an. Es gibt da also kein Problem.
Ihr Vorgänger Klaus Allofs hat viele Spieler entdeckt, die Stars in Bremen wurden und hohe Transfereinnahmen einbrachten. Sie treten in große Fußstapfen, die Erwartungen sind hoch …
Klar, so ist das. Klaus Allofs und Thomas Schaaf haben einen super Job gemacht über die Jahre. Und das wird auch die Art sein, in der wir weiterarbeiten wollen.
Im Fußball wird Ihr Tun viel genauer betrachtet werden als im Eishockey. Können Sie sich vorstellen, dass Sie die schöne kleine Welt des Randsports vermissen werden?
Ich weiß, worauf ich mich einlasse. Ich kenne die Bundesliga und weiß, wie man da unter Beschuss steht. Max Eberl und Horst Heldt sind Bekannte von mir. Ich weiß, was ich tue. Die Zeit wird zeigen, was ich vermisse.
Ihr Fußballverein war eigentlich immer Borussia Mönchengladbach. Und jetzt Bremen …
Ja, auch eine Raute … Mönchengladbach war genauso eine Ära für mich wie die Kölner Haie, ich war dort auch 14 Jahre. Ich habe noch viele Verbindungen dorthin, aber jetzt ist Werder Bremen angesagt. Und wenn wir am 9. März in Gladbach spielen, dann wollen wir Gladbach schlagen. Ich war mit Rainer Bonhof, dem Vizepräsidenten der Borussia, noch essen am letzten Sonntag. Und da haben wir gesagt: Am 9. März sind wir Gegner, aber das ist kein Problem.
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