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„Management by Hennemann“

betr.: vulkan, taz vom 22. 8. 00

Der durch das Gericht bestellte Sachverständige hat einen maßgeblichen Vorwurf gegenüber dem ehemaligen Bremer Vulkan-Vorstandsvorsitzenden Hennemann widerlegt: Die 850 Millionen Mark Subventionen für die Ostwerften sind zwar im Rahmen des üblichen Cash-Managements in die zentrale Kasse nach Bremen geflossen. Sie wären jedoch wegen des höheren „Rückflusspotenzials“ jederzeit für die Investitionsfinanzierung der Ostwerften mobilisierbar gewesen. Die Vertreter der beiden Großbanken im Aufsichtsrat haben weniger als Kapitalvertreter die Interessen des Unternehmens berücksichtigt, sondern sich völlig überspitzt und kleinkariert auf die Absicherung ihrer Kredite an Vulkan konzentriert. Eine Lehre aus dem Vulkankonkurs lautet: Gesetzlich muss eine Mitgliedschaft im Kontrollgremium Aufsichtsrat untersagt werden, wenn die betroffene Person gleichzeitig für einen Kreditgeber agiert, der beispielsweise mehr als 10 Prozent an den Gesamtkrediten dem Unternehmen verleiht.

Hätte der Bremer Vulkan überleben können? Dagegen spricht nicht nur die unerbittliche Konkurrenz im Bau von Container-Schiffen vor allem durch technologisch-logistisch überlegene Werften in Südkorea. Gewiss ist auch, dass selbst bei einer weitsichtigen Politik der Kredit gebenden Banken das Unternehmen letztlich am Vorstandsvorsitzenden Friedrich Hennemann doch gescheitert wäre. Mit einem „Management by Hennemann“ als Ein-Mann-Regiment hatte der Konzern keine dauerhafte Überlebenschance. Es gilt jetzt, der drohenden Legendenbildung vorzubeugen, es gäbe noch den Bremer Vulkan, hätte man Hennemann gewähren lassen. Ein schwer wiegender Fehler war, dass der Wechsel zu einem neuen Vorstand viel zu spät erfolgte. Wenn Hennemann mit seinen Vorstandskollegen jetzt vom Vorwurf des Missmanagements mit öffentlichen Geldern nur freigesprochen werden kann, so lässt sich jedoch seine maßgebliche Verantwortung für den Zusammenbruch des Bremer Vulkans nicht unter den Tisch kehren. RUDOLF HICKEL, Bremen

Die Redaktion behält sich das Recht auf Kürzungen vor. Veröffentlichte Briefe geben nicht unbedingt die Meinung der taz wieder.

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