Malene Gürgen dreht eine Runde mit der Tierpark-Bahn und erfährt, was Direktor Andreas Knieriem mit 15 Millionen Euro Förderung vorhat: Die Asiatischen Elefanten müssen leider ausziehen
Es rummst. Einmal, zweimal, Kugelschreiber rollen über den Boden – die Tierpark-Bahn hat zwar einen Elektromotor, wie die darin sitzende Journalistentruppe gerade gelernt hat, dafür sind die Schlaglöcher auf den Tierpark-Wegen ein bisschen viel für sie. Jedenfalls wenn man so mit Karacho darüber brettert wie der freundliche Lokführer. Ängstliche Blicke, doch Andreas Knieriem, Chef von Tierpark und Zoo und ganz vorne in der kleinen Bahn, nutzt die Gelegenheit: Auch die Wege, klar, sollen saniert werden, verkündet er fröhlich. Dass das nötig sei, habe jetzt wohl jeder gemerkt.
Also Kugelschreiber aufsammeln, und weiter geht die Fahrt. 15 Millionen hat Knieriem gerade vom Senat aus einem Fördertopf zur „Verbesserung der regionalen Infrastruktur“ bewilligt bekommen, und mit denen hat er viel vor: Das Dickhäuterhaus soll saniert und zum künftigen Mittelpunkt des Themengebiets „Afrika“ werden – schlecht für die Asiatischen Elefanten, die dann ihr Gehege räumen und in einen anderen Zoo umziehen müssen. Außerdem sollen die tiefen Gräben rund um das Freigehege weg: „Wenn da mal ein Elefant reinfällt, kriegen wir den nicht mehr raus.“
Überhaupt will Knieriem den Tierpark in den nächsten Jahren bekanntlich ordentlich umbauen, 95 Millionen veranschlagt er für seine Pläne insgesamt. Statt der Anlage mit Ostcharme soll ein moderner Erlebniszoo mit nach Kontinenten geordneten Tiergruppen entstehen, inklusive einer Himalaja-Gebirgswelt auf dem 64 Meter hohen Schuttberg – für die wiederum die Elche wegmüssen, sind schließlich keine Gebirgstiere.
Die dunkelgrünen Maschendrahtzäune sollen durch „weniger sichtbare Demarkationslinien“, die „Überdominanz von Brennnesseln“ durch eine thematisch passende Bepflanzung ersetzt werden.
Schon jetzt sei der Tierpark auf dem richtigen Weg, sagt Knieriem. Zum Beweis zeigt er auf die vielen BesucherInnen, die ihre Köpfe über den Karten zusammenstecken: nicht etwa ein Beleg für die Qualität der verwirrenden Beschilderung – nein, laut Knieriem ein Zeichen dafür, dass längst nicht mehr nur LichtenbergerInnen kommen, die den Tierpark von Kindesbeinen auf kennen, sondern auch echte TouristInnen. Das mache sich auch bei den MitarbeiterInnen bemerkbar: Die ersten Tierpfleger hätten bereits um Englischkurse gebeten.
Friedrichsfelde als neuer Place-to-be steht also nichts mehr im Wege – außer ein paar Schlaglöchern vielleicht.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen