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Mainz: Krach bei den Grünen

■ Grüne Landesdelegierten–Versammlung übt scharfe Kritik an altem Landesvorstand und Landesgeschäftsstelle / Nur die gewählten Abgeordneten sind mit dem Wahlergebnis zufrieden

Mainz(taz) - Die rheinland–pfälzischen Grünen haben auf ihrer Landesdelegiertenversammlung in Mainz ihre drei Sprecher ausgewechselt. Als neue Vorstandssprecher wählten sie den 32jährigen Journalisten Volker Galle aus Alzey, den 34jährigen Pfarrer Michael Henke (Bad Kreuznach) und den Ex–Bundestagsabgeordneten Willi Tatge (29) aus Ludwigshafen. Die einzig kandidierende Frau, Ursula Rösler, bisher Beisitzerin im Landesvorstand, fiel bei der Wahl durch. Das wiederum gefiel Ex–Vorständler Roland Vogt nicht; er forderte Tatge zum Verzicht auf. Der bat die Delegierten verunsichert um ein Meinungsbild, bis er schließlich doch die Wahl annahm. Auch die Landesarbeitsgemeinschaft (LAG) Frauen ging nach der Vorstandswahl noch ein mal vor das Mikrofon und äußerte sich „entsetzt und geschockt“ darüber, daß ihre Kandidatin nicht das erforderliche Vertrauen fand. Auf ihrem Landesparteitag übten Delegierte teilweise geharnischte Kritik am Ex–Landesvorstand und an der Landesgeschäftsstelle. Die Grünen erzielten bei der Landtagswahl am 17.Mai 5,9 Prozent der Stimmen und zogen als kleinste Fraktion (fünf Abgeordnete) zum ersten Mal in den rheinland–pfälzischen Landtag ein. Dennoch wertete man dieses Ergebnis als Mißerfolg. So wurde dem Landesvorstand vorgehalten, er habe während des Wahlkampfes „zu wenig Profil gezeigt“ und es versäumt, „Grüne Politik ausreichend darzustellen“. Auch im Duisburger Bundesparteitag der Grünen sahen viele eine Ursache für das schlechte Abschneiden bei der Landtagswahl. Doch gerade nach dem Duisburger Parteitag hätte der Landesvorstand die Pflicht gehabt, dem von dort „ausgehenden negativen Trend“ entgegenzuwirken. Stattdessen hatten die drei Sprecher durch „unglückliche Formulierungen“ und eine „mangelhaft organisierte Geschäftsstelle“ es nicht geschafft, die landesweite Unzufriedenheit in Wählerprozente umzusetzen. Nur die gewählten Abgeordneten äußerten sich zufrieden über das Landtagswahlergebnis. Angesichts der Kritik verzichteten die Vorstandssprecher Roland Vogt und Markus Thomas auf ihre erneute Kandidatur. Ihre Kollegin Gisela Bill, jetzt Fraktionsvorsitzende im Landtag, verwahrte sich gegen die Vorwürfe. Man sei eben „keine acht Prozent wert gewesen“. FORTSETZUNG VON SEITE 1

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