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Märchengewinne der EnergiekonzerneEon forciert Comeback der Atomkraft

Im vergangenen Jahr hat Deutschlands größter Energiekonzern fast 10 Milliarden Euro verdient. Eon spürt jedoch die Wirtschaftskrise und senkt seine Gewinnerwartung für 2010.

Angesichts der Finanz- und Wirtschaftskrise senkt Deutschlands größter Energieversorger, Eon, seine Gewinnerwartungen. Die Energiebranche gehöre zwar zu den stabilsten Bereichen der Wirtschaft. "Dennoch geht diese Krise natürlich nicht spurlos an uns vorüber", sagte der Vorstandsvorsitzende Wulf H. Bernotat auf der Bilanzpressekonferenz des Konzerns gestern in Düsseldorf.

Wegen der unsicheren Aussichten korrigierte Eon das für 2010 ursprünglich geplante Ziel eines bereinigten operativen Ergebnisses vor Zinsen und Steuern von 12,4 Milliarden Euro auf 11 Milliarden Euro. 2009 werde der Wert auf dem Niveau von 2008 stagnieren. Der Konzern will wegen der Krise zudem seine Investitionspläne um 6 Milliarden Euro kürzen. Eons Börsenkurs brach nach der Ankündigung um bis zu 10 Prozent ein.

Dank zahlreicher Zukäufe steigerte Eon seinen Umsatz im vergangenen Geschäftsjahr um 26 Prozent auf 86,7 Milliarden Euro. Das operative Ergebnis vor Zinsen und Steuern stieg um 7,3 Prozent auf 9,9 Milliarden Euro. Nach Abschreibungen brach der Überschuss allerdings um 82 Prozent auf 1,26 Milliarden Euro ein. Trotzdem soll pro Namensaktie eine Dividende von 1,50 ausgeschüttet werden. Bei der Stromproduktion setzt Eon weiter vorrangig auf Kohle. "Unsere großen Kohlekraftwerke bleiben das Rückgrat unserer Erzeugung in Mitteleuropa", sagte Bernotat. Zu seinem "Kerngeschäft" zählt der Konzern mittlerweile indes auch die erneuerbaren Energien. "Kein realistisches Energieszenario der Zukunft ist ohne Wind, Wasser und Sonne denkbar." Bernotat kündigte an, Eon werde die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien weiter ausbauen.

Verstärkt setzt Eon allerdings auch wieder auf die Atomenergie. Er begrüße es "sehr, dass sich inzwischen die Haltung zur Kernenergie weltweit ändert", sagte Bernotat. Für den Neubau von Atomkraftwerken wolle Eon mit den führenden AKW-Bauern Areva und Siemens zusammenarbeiten. Erfreut zeigte sich der zweitgrößte AKW-Betreiber in Europa über den Ausstieg aus dem Ausstieg in Schweden: Durch seine Tochterfirma Eon Kärnkraft ist der Konzern an allen schwedischen AKWs beteiligt. "Wir prüfen darüber hinaus aktiv die Möglichkeiten zum Bau neuer Kernkraftwerke in Skandinavien", hieß es. Schon jetzt ist Eon Kärnkraft führend an den Planungen für das AKW Fennovoima in Finnland beteiligt. Auch nach Großbritannien hat das Unternehmen seine Fühler ausgestreckt. In einem Joint Venture mit seinem deutschen Hauptrivalen RWE plant Eon, die Briten mit neuen AKWs mit einer Kapazität von mindestens 6 Gigawatt zu beglücken. Nur der deutsche "Sonderweg" bereitet noch Sorgen. Bernotat hofft, dass andere politische Mehrheitsverhältnisse nach der Bundestagswahl im September für eine Renaissance der Atomkraft auch in Deutschland sorgen. Hierzulande betreibt Eon unter anderem die AKWs in Brokdorf, Grohnde und Krümmel.

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