■ Madonna und Keitel sind pfui: Irland bleibt sauber!
Dublin (taz) – Der irische Filmzensor Sheamus Smith hat wieder zugeschlagen: Diesmal traf es die Video-Version von Abel Ferraras Film „Dangerous Game“ (Snake Eyes) mit Madonna und Harvey Keitel (Foto). Polygram, das die Videorechte besitzt, hat Berufung eingelegt. Die Zulassung als Kinofilm hatte die Verleihfirma Abbey Films gar nicht erst beantragt. In „Dangerous Game“ geht es um einen Regisseur (Harvey Keitel), der einen Film über die Eheprobleme eines wohlhabenden US-amerikanischen Ehepaares (Madonna und James Russo) dreht. Um die schauspielerischen Leistungen zu verbessern, stürzt Keitel seine AkteurInnen in emotionale Tumulte.
Sheamus Smith geht nach einer Faustregel vor: wenn der Winkel eines erigierten Penisses größer ist als der des Mull of Kintyre, einer Halbinsel, die schlaff an der schottischen Westküste herabhängt, dann wird der Film verboten. Es ist auch zu vermuten, daß eine Anal- Vergewaltigungsszene für das Verbot ausschlaggebend war. Für Abel Ferrara ist das alles freilich nichts Neues: Im vergangenen Jahr fiel sein düsterer Film „Bad Lieutenant“ (Gewalt, Drogenmißbrauch, Kirchenschändung, Nonnen-Notzucht etc.) dem irischen Zensor zum Opfer. Es war der einzige Kinofilm, der 1993 zensiert wurde – neben Hunderten von Pornovideos.
In diesem Jahr hat Smith die Grüne Insel bereits vor vier schädlichen Kinofilmen bewahrt. Im März war es die britische Komödie „U.F.O.“ mit Roy Brown, im Mai zensierte er „Lake Consequence“ mit Billy Zane, und im vergangenen Monat erwischte es Oliver Stones „Natural Born Killers“. Warner Brothers, die Verleihfirma des Stone-Films, hat gegen das Verbot Berufung eingelegt, ein Termin dafür steht jedoch noch nicht fest. Ralf Sotscheck
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