Macht Schirinowski mit Treuhand-Firma Kasse?

■ Verbindung mit Ex-SED-Firma

Berlin (dpa/taz) – Berichte über angebliche Geschäftsverbindungen des russischen Rechtsextremisten Wladimir Schirinowski mit einem Verwalter des ehemaligen SED-Auslandsvermögens haben in Berlin für Aufsehen gesorgt. Die Polizei durchsuchte die Geschäftsräume von Werner Girke, dem Verwalter dieses Vermögens, der angeblich alle SED-Parteigelder rücküberwiesen hat. Der „gesamte Komplex“ werde neu aufgerollt, sagte der Leiter des Treuhand-Direktorats Sondervermögen, Josef Dierdorf, gestern.

Die Berliner Zeitung hatte von „Geldschiebereien“ Girkes in Millionenhöhe berichtet. Girke soll sich im Dezember mit dem Vorsitzenden der russischen Liberaldemokraten in Österreich getroffen haben. Unter Berufung auf das Wiener Magazin Wirtschaftswoche gibt die Zeitung einen Schirinowski-Vertrauten wieder, wonach der Finanzberater des russischen Politikers bereits zehn Tarnfirmen in Deutschland, Italien, Holland und der Schweiz gegründet habe.

Bei der PDS stießen die Verbindungen zwischen dem einstigen treuhänderischen SED-Vermögensverwalter Girke und Schirinowski auf schieres Entsetzen. Er sei „verwundert“, daß die Treuhandanstalt und gegebenenfalls auch die Staatsanwaltschaft nicht schon früher aktiver geworden seien, sagte der Schatzmeister der Partei, Dietmar Bartsch.

Girke hatte sich nach Angaben Dierdorfs 1991 bei der Treuhandanstalt gemeldet und als der Treuhänder der beiden SED-Holdingfirmen Orvag (Schweiz) und Corefina (Liechtenstein) ausgewiesen. Seitdem seien bislang SED-Gelder in Höhe von 50 Millionen Mark „freiwillig“ zurücküberwiesen worden. Jetzt werde aber noch einmal überprüft, ob Girke wirklich alle Gelder überwiesen habe. Zur Orvag gehörten mehrere Firmen in der alten Bundesrepublik und Westberlin, darunter die „Gründel AG“, die den Immobilienbesitz des Westberliner SED-Ablegers SEW gehalten hatte. Der „Realwert“ der Orvag wurde in der Bundestagsdrucksache 12/5575 mit 34 Millionen Mark beziffert.