: Mach’ mir die Schwalbe
Sich Geschenke auszudenken und einzukaufen, ist die erste Hürde der Vorweihnachtszeit. Das Gekaufte richtig zu verpacken, ist die zweite. Doch wie produziert man sie, all die Schleifen, die akkuraten Pakete, die pfiffigen Verzierungen? Eine Einführung
In zwei Stunden brennt der Baum und noch ist alles offen: Kein Geschenk eingewickelt und kein Schleifchen gedreht. Also hurtig in den Keller gelaufen und etwas Zeitungspapier geholt. Darin den Likör für Oma, die Vase für Mutter und Vaters Briefmarkenpinzette hineingewurschtelt, festgeklebt – geschafft. Das Ergebnis: Unförmige graue Klumpen, verziert mit zahllosen Tesafilm-Streifen. „Na ja, auf die Verpackung kommt’s doch nicht an“, behaupten später alle beim Auspacken und kucken konsterniert auf ihre Pakete. Ja, es ist nicht einfach, Geschenke so einzupacken, dass der Beschenkte nicht gleich Angst kriegt. Aber es ist erlernbar. Ein Crash-Kurs.
1. Kosmetika – ordentlich viel Würste
Jaja, Sie denken jetzt bestimmt: Parfum – das verpacken die mir doch im Laden. Aber das ist nicht die richtige Einstellung für jemanden, der das Einpacken gerade lernen möchte – auch wenn Parfümerien ihre Produkte zugegebenermaßen äußerst spektakulär verhüllen, mit Bänderbergen und Papier-Rosetten. Aber das können Sie auch! Man nehme dazu massig Geschenkband und winde es ums Päckchen, festknoten. Dann, so verrät Sabine Reermann von „Naturkosmetik und mehr!“, muss man jenen Teil des Bandes, der hinter dem Knoten noch übrig ist, aufsplitten in mehrere dünnere Bändel. Entweder mit den Fingernägeln kaputtreißen oder mit einem kleinen Werkzeug zerschneiden – das gibt es im Papierwarenladen (wie mag es heißen: „Weihnachtsgeschenkbandzerteiler“?). Dann an den vielen dünnen Bändern entschlossen mit der aufgeklappten Schere entlangfahren – und fertig ist der Bandwurmsalat.
2. Flaschen – Geknülltes war gestern
„Am Anfang meiner Zeit hier, hab’ ich immer die Schwalbe gemacht“, erklärt Sven Bennecke, Inhaber des gleichnamigen Weingeschäfts. Und die Schwalbe geht so: Man lege eine Flasche Wein aufs Papier, lasse am unteren Rand der Flasche zwei Fingerbreit Papier stehen, am oberen Rand ruhig mehr und rolle die Flasche ein. Am Flaschenboden festkleben, dann den guten Tropfen aufrecht vor sich hinstellen, die Klebenaht zeigt dabei nach hinten. Nun kommt der kritische Teil: Nein, nicht einfach das Papier am Flaschenhals zusammendrücken und eine Schleife darum schlingen. Sondern: Oberhalb des Flaschenhalses das Papier glatt aufeinander drücken. Dann diesen platten Teil mehrmals nach unten umknicken und an der Flasche festkleben – voilà, die Schwalbe. Heute, nach 22 Jahren im Weingeschäft, kennt Sven Bennecke auch noch andere Varianten, zum Beispiel die Ziehharmonika. Aber die zeigt er Ihnen am besten selbst.
3. Vasen – im Rausch der Materialien
Manchmal gerate sie richtig in einen Packrausch, sagt Dagmar Kaiser, Inhaberin des gleichnamigen Einrichtungsladens. Sie klebt viele hübsche Dinge außen auf die Geschenke, wenn sie Vasen und anderes verpackt: Haselnüsse, Zimtstangen, afrikanische Hölzer oder japanischen Bambus. Ein Methode, die sich auch für Anfänger wie Sie empfiehlt: Sieht hübsch aus, sollte aber auch mit ungeübteren Händen zu schaffen sein.
4. Ziegenhautlampen – etwas Beruhigendes zum Schluss
Nennen wir es rustikal. Im Laden „Grün & Form“ nehmen die Verkäufer dickes braunes Packpapier und roten Bast für schwierig zu verpackende Produkte wie ihre Ziegenhautlampen. Sieht bestechend ansprechend aus, auch wenn es mal gewurschtelt ist. „Ja, manchmal ist es abenteuerlich“, sagt Werner Kuhrmann über seine Einpackmethoden. Aber die Kunden mögen es. Kuhrmann sagt, er sei der „Christo vom Viertel“. Da wollen Sie auch hin – also Packpapier gekauft und los.
Dorothea Siegle