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Archiv-Artikel

hört auf den Sound der Stadt

THOMAS MAUCH

Das verdient natürlich Respekt, wenn man sich nicht von so Äußerlichkeiten abhalten lässt wie etwa schweißtreibenden Temperaturen und nicht gleich bei den ersten Wärmegraden einknickt in Sachen korrrektes Bühnenoutfit. Weil sich Ghazi Barakat für sein musikalisches Alias Pharoah Chromium nun mal so eine lächerliche Alienmaske vorgeschrieben hat, hatte er die auch am Montag im Monarch auf. Und schwitzte darunter wahrscheinlich wie ein Höllenhund, während er zusammen mit Günter Schickert eine Weltuntergangsmusik herbeitrötete, zu der ein Hawaiihemd ja stimmungsmäßig auch nicht so recht gepasst hätte. Ein düsteres und mitunter recht längliches Präludium zum Auftritt von Cavern of Anti-Matter, dem neuen Projekt des Stereolab-Gitarristen Tim Gane, das im Monarch mit den vertrauten Freuden des repetitiv organisierten Rock schon ziemlich nach Stereolab klang, nur halt minus die Sängerin Laetitia Sadier und die Melodien noch knapper gehalten, dass das Krautrockige noch deutlicher zu Tage kam. Wer sich an dem Zottelbegriff stört, darf auch Minimal-Techno dazu sagen, halt mit den Mitteln der Rockmusik verfertigt.

Am Freitag dann die Fête de la Musique. Heißt: überall Musik in der ganzen Stadt. Rock und Punk und was man sonst halt so gern hört. Und wenn man jetzt ein Freund des französchsprachigen und flott angeschnittenen Beat-Chansons mit Sechzigerfärbung sein sollte, steht man bei Petting um 16 Uhr auf dem Marheinekeplatz bestimmt richtig. Oder geht am Samstag zu denen in den Schleusenkrug, wo sie um 22 Uhr ihr neues Album präsentieren.

Auch am Samstag: Nisennenmondai im Urban Spree. Drei Musikerinnen aus Tokio mit einer mächtigen Predigt über die Freuden der repetitiven Musik (um den Stereolab-Faden kurz noch einmal aufzunehmen). Filigrane Brachialität. Eine drängende und dengelnde Postrock-Disco, ein Zen-gestähltes nervöses Zucken. Ziemlich großartig vor allem live (Revaler Str. 99, 21 Uhr, 10 €). Am Sonntag: Spindrift aus Kalifornien im Bassy. Psychedelisch kontaminierter Garagenbeat und Spaghettiwestern-Musik mit Doors-Stimmungen. Hübsch dabei, dass die Break-on-through-Aufforderung so träge und klebrig ausgespielt wird, als müsste man mit Kaugummi an den Füßen rübermachen zur anderen Seite. (Schönhauser Allee 176a, 22 Uhr). Und Mittwoch: einerseits mit The Fresh & Onlys aus San Francisco einen Gitarrenpop, den man, so wie die Melodien fast ganz nebenbei ins Herz treffen, schon bei den Go-Betweens abgestellt hat. Und andererseits mit Chuck Johnson amerikanische Gitarrenkunst mit John Fahey im Gemüt. Beides wieder mal im Monarch (Skalitzer Str. 134, 21 Uhr, 11 €).