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Archiv-Artikel

hört auf den Sound der Stadt

THOMAS MAUCH

Ohne jetzt den hier an der Kolumne Beteiligten allzu nahetreten zu wollen: Aber allgemein ist die Zeit um Weihnachten herum nicht gerade die hohe Zeit für die Offenbarungen im Pop mit ihren größeren Namen, die sich wohl mal eine Winterpause gönnen, während eher die Versprengten rausmüssen und dafür sorgen, dass überhaupt was geht. Was ja immer noch eine lebensrettende Angelegenheit sein kann, also das, wofür man einst den Rock ’n’ Roll erfunden hat – und wer das am eigenen Leib ausprobieren und damit den Rock wirklich begreifen wollte, war mit den Konzerten von Dead Moon allweil am richtigen Ort, mit diesem musikalischen Kleintrupp aus Portland, dessen Platten – trotzig in Mono eingespielt – man jetzt nicht unbedingt haben muss mit dem schrundigen Garagenrock, den gequälten Gitarren und dem Gesang von Fred Cole, der singt wie eine beleidigte Katze, der man auf den Schwanz getreten hat. Live aber passierte da, mit genau den gleichen Zutaten, bei jedem Konzert Großes. Immer. Wirklich wahr. Ob das auch in der etwas heruntergedimmten Lagerfeuervariante von Dead Moon der Fall ist, kann man jetzt am Donnerstag, 19. Dezember, im Supamolly überprüfen, wo der Abend mit Dead Moons Fred & Toody Cole unplugged annonciert ist (Jessner Str. 41, 22 Uhr).

Und am Freitag (20. Dezember) darf man sich gleich Erfolg gönnen, das Soloprojekt von Johannes von Weizsäcker. Der ist ansonsten mit The Chap unterwegs, der zwischen London und Berlin operierenden Band, die einen spielerischen und schön hakenschlagenden Pop zu machen versteht. Als Erfolg arbeitet von Weizsäcker an einem Minimal-Pop mit kleinem Drall ins Kabarettistische, mit an den neueren Regeln des Sprechgesangs abgemessenen Chansons und einem über die Bedürfnisse des Indierock gedachten Neuentwurf der NdW. Sehr launig, das alles, mit launigen Texten, die im Kaffee Burger mit dem „Besten Damenchor aller Zeiten“ präsentiert werden (Torstr. 60, 22 Uhr, 5 €).

Jetzt nicht unbedingt nur ein „Versprengter“ (siehe oben) ist eigentlich Hans-Joachim Roedelius, sondern mit seiner Partizipation bei Kluster, Cluster und Harmonia ein ausgewiesener Säulenheiliger des Krautrock. Und mittlerweile mit Onnen Bock als Qluster tätig. Ambiental Klangwolkiges, mit sacht zuckender Elektronik, am Sonntag (22. Dezember) im Mindpirates (Schlesische Str. 38, 19 Uhr).

Und Tanzen: zum eleganten Easy-Listening-Surf mit den Los Banditos aus Jena am Freitag, 27. Dezember, im Bassy (Schönhauser Allee 176a, 22 Uhr) und zum Hamburg-Soul (mit Superpunk-Vermächtnis) mit der Liga der gewöhnlichen Gentlemen am Samstag, 28. Dezember, im Bi Nuu (U-Bhf. Schlesisches Tor, 20 Uhr, 13 €).