MORGEN : Radikale jüdische Kultur im Jüdischen Museum
Besonders radikal klingen sie gar nicht. Die drei Musiker, die heute mit einem Doppelkonzert im Jüdischen Museum zu hören sind, nehmen das für sich auch nur eingeschränkt in Anspruch. Der Pianist Uri Caine, Gitarrist Tim Sparks und Bassist Greg Cohen genießen als Musiker schon so ein ausreichend hohes Ansehen, dass sie locker ohne dieses Etikett auskommen. In der von Cohen kuratierten Reihe „New Voices in Jewish Music“, dem Konzertprogramm zur Ausstellung „Radical Jewish Culture“, dürften von ihnen vielmehr subtile Klänge zu erwarten sein: Caine, der sich als klassisch ausgebildeter Pianist mühelos zwischen Bach und Bebop bewegt, Sparks, der in Blues und Gospel ebenso zu Hause ist wie im Klezmer, und schließlich Cohen (im Foto rechts), der mit seinem diskret virtuosen Spiel für so unterschiedliche Klangwelten wie das idiosynkratische Singer-Songwritertum eines Tom Waits oder John Zorns Free-Jazz-Klezmer-Projekt „Masada“ das Fundament legte. Nach einem Soloauftritt von Caine spielen Sparks und Cohen Neuinterpretationen klassischer Klezmer-Melodien und regionaler jüdischer Musik. Statt radikaler Brüche dürften stilsichere Grenzüberschreitungen zu erwarten sein. TCB
■ „New Voices in Jewish Music“: Uri Caine, Tim Sparks und Greg Cohen. Jüdisches Museum, Lindenstraße 9–14. Donnerstag, 20 Uhr. 20/15 Euro