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Archiv-Artikel

MORGEN Erinnerung an ein dunkles Kapitel der Zweiten Tschechoslowakischen Republik

Dass die Revolution diverse ihrer Kinder gefressen hat, ist keine Neuigkeit. Die stalinistische Paranoia, die überall Feinde sehen wollte, zerstörte unzählige Leben, sowohl im übertragenen Sinne als auch ganz physisch. Neben der nach innen, gegen die eigenen GenossInnen gerichteten Gewalt, ließen sich die neuen Herrscher im östlichen Teil des Nachkriegseuropas auch gegenüber ihrer bürgerlichen und sozialdemokratischen Opposition nicht lumpen. Unzählige Verräterprozesse, Exilierungen und Enteignungen begleiteten die Konsolidierung der staatskommunistischen Regime.

Einer der dramatischsten Fälle seiner Art war der der Sozialistin und Frauenrechtlerin Milada Horáková. Nur knapp hatte die aktive Widerstandskämpferin gegen die deutschen Nazis Haft und Zwangsarbeit überlebt, als sie 1945 wieder begann, am politischen Leben der Tschechoslowakei teilzunehmen. Ihr Abgeordnetenmandat legte sie aus Protest gegen den Februarumsturz der Kommunistischen Partei im Jahre 1948 nieder. Bald darauf wurde sie verhaftet und in einem, auch vom Rundfunk übertragenen Schauprozess des Hochverrats und der Spionage beschuldigt und zum Tode verurteilt. Nach ihrer Hinrichtung veröffentlichte das US-amerikanische National Committee for a Free Europe einen Comic mit ihrer Geschichte, dem ab morgen eine Ausstellung im Tschechischen Zentrum gewidmet ist.

■ „Unconquered. Die unbesiegbare Milada Horáková“ – Ausstellungseröffnung: 29. September, 19 Uhr, Friedrichstr. 206. Eintritt frei