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Archiv-Artikel

MOHAMMED ABDELLAOUE Erstaunlicher Leisetreter

Mohammed Abdellaoue

■ 25, seit 2010 beteiligt am Höhenflug von Hannover 96 und norwegischer Nationalspieler.Foto: dpa

Manchmal möchte man ihm, wenn er schüchtern über seine Taten referiert, ein Megafon reichen. Oder auf den Fuß treten, damit er endlich etwas Lautes von sich gibt. Für einen bezahlten Fußballer seines Kalibers gibt Mohammed Abdellaoue einen erstaunlichen Leisetreter ab.

Der Norweger mit marokkanischen Wurzeln hat Hannover 96 ein interessantes Stück Europa beschert. Die Mannschaft eilt von Erfolg zu Erfolg. Den 2:1-Erfolgen zum Saisonstart bei der TSG Hoffenheim und am Samstag beim 1. FC Nürnberg soll in dieser Woche das ganz große Fußballfest folgen. Dass sich die Niedersachsen bei ihrem Debüt in der Europa-League am Donnerstag gegen den FC Sevilla nicht chancenlos sehen, liegt auch an Abdellaoue. Der Torjäger trifft derzeit nach Belieben, obwohl sein Partner Didier Ya Konan aus Verletzungsgründen noch an seiner Seite fehlt. Aber mit beiden auf dem Platz hofft das aufbegehrende Hannover nach einer 19-jährigen Abstinenz auf der europäischen Bühne eine Rolle spielen zu dürfen.

Typen wie Abdellaoue, den sie in Hannover aus phonetischen und praktischen Gründen „Moa“ nennen, muss man mit der Lupe suchen. 96-Manager Jörg Schmadtke hatte den 25-Jährigen dort entdeckt, „wo andere nicht mehr suchen“. Die Ablösesumme in Höhe von einer Million Euro an den norwegischen Klub Valerenga IF war gut angelegt. Sie haben einen wertvollen Mann bis 2014 an sich gebunden, der in der vergangenen Saison mit zehn Toren in 26 Erstligaspielen erheblichen Anteil am Höhenflug von Hannover 96 hatte. Hier und da bremst ihn mal ein körperliches Zipperlein. Aber sonst? Allüren sind ihm fern. Es gibt in der Bundesliga viele Schaumschläger, die nach einem Tor Luftgitarre spielen, die Eckfahne umtreten oder sonst einen Blödsinn anstellen, um sich feiern zu lassen. Abdellaoue hat da eine Gelassenheit, die vielen seiner Kollegen abgeht. „Nach einem Tor vergesse ich alles und bin einfach glücklich. Das muss dann raus“, sagt Abdellaoue. Zweimal im Pokal und zweimal in der Bundesliga musste in dieser Spielzeit schon wieder etwas raus.

Der Torjäger Abdellaoue kann sich auf die Zuarbeit eines Teams verlassen, das unverändert in die Saison gegangen ist und sich nicht mehr beschnuppern muss. Von dem Mann mit der Trikotnummer 25 wissen die Kollegen, dass man ihn mit schnörkellosen Vorlagen bedienen sollte. Es gibt diese Regionen auf dem Spielfeld, von denen Fußballer und vor allem Stürmer behaupten, dass es besonders weh tut, sich dort hinzubegeben. Abdellaoue ist sich für nichts zu schade und besticht als mannschaftsdienlicher Profi. Die Tücke des norwegischen Nationalspielers aus der Sicht von Verteidigern ist: Man hört und sieht ihn kaum, und dann ist es auch schon wieder zu spät. Dann muss etwas raus. CHRISTIAN OTTO