MODERNES LESEN: NEUE BÜCHER KURZ BESPROCHEN VON DIRK KNIPPHALS : Weltwunder
Werner Kopacka und Christian Jauschowetz: „Arnold hautnah“. Herbig Verlag, München 2004. 272 Seiten, 19,50 €
Mit diesem Buch kann man in der Öffentlichkeit echt noch Aufsehen erregen! In Berliner U-Bahnen jedenfalls, wo sonst von der B.Z. bis zu Sloterdijk alles Seltsame gelesen wird, ohne dass sich irgendjemand drum schert, bekommt man mit ihm in der Hand ironische Blicke und sogar spöttische Bemerkungen. Das mag am blöden Titel liegen. Vor allem aber liegt es am Cover. Arnold Schwarzenegger lächelt dort vor der amerikanischen Flagge so staatsmännisch, wie es ihm eben gegeben ist. Auch wenn er da Fortschritte gemacht hat, haben die U-Bahn-Mitfahrer offensichtlich Probleme, den angestrebten Ernsthaftigkeitszuwachs vom Terminator zum Gouvernator mitzuvollziehen.
Das Buch selbst ist nun nichts anderes als eine Lobhudelei. Werner Kopacka und Christian Jauschowetz (Fotos) sind „Spezln“ von Arnold und haben hier im Wesentlichen die Reportagen zusammengefasst, die sie über ihn für die Wiener Kronen-Zeitung geschrieben haben. Angereichert haben sie das Buch mit Recherchen über Schwarzeneggers Kindheit und Jugend – irgendwann jedenfalls geht einem die betonte Intimität der Autoren zu Arnold unweigerlich auf die Nerven.
Aber gerade in der unkritischen Perspektive wird die schiere Größe des Phänomens, um das es geht, ganz klar. Es spricht vieles dafür, dass wir es hier mit dem berühmtesten Menschen der Welt zu tun haben. In aller Deutlichkeit arbeitet das Buch heraus, dass Arnold Schwarzenegger die größte Aufsteigerkarriere aller Zeiten hingelegt hat.
Wie hat er das geschafft? Schwarzeneggers Devise lautet: „Think big!“ Er ist ehrgeizig, hatte Glück und ist offensichtlich ein Genie im Bilden von Seilschaften. Die USA hat er schon als Schüler in Graz als „Traumland“ bezeichnet. Aber das erklärt ja noch nicht alles. Zweierlei fällt beim Lesen auf. Zum einen: Die Träume und Wünsche, die Schwarzenegger hatte und hat, sind im Grunde genommen banal – reich werden, berühmt werden, dem eigenen Leben einen Sinn geben („Wenn es mit mir zu Ende geht, will ich sagen können: Ich habe gelebt und nicht nur existiert“). Außergewöhnlich ist zum Zweiten aber die Konsequenz, mit der er diese banalen Ziele angegangen ist. Wie sehr Schwarzenegger alles, was er hatte, immer nur darauf verwendet hat, immer einen Schritt weiterzukommen, das kann man in diesem Buch erfahren. Schwarzenegger hat einige Filme gemacht, in denen zwischen Fiktion und Realität hin und her gesprungen wird. Dasselbe gilt für sein Leben. Er hat die Fiktion des amerikanischen Traums zu seiner Realität gemacht – und ist damit durchgekommen!
Dass das auch biografische Kosten hatte, reflektiert Schwarzenegger selbst: „Ich habe mich – sportlich und geschäftlich – immer nur auf das konzentriert, was ich wirklich wollte. Wenn man will, kann man sagen, ich habe mir freiwillig Scheuklappen verpasst.“ Solche Selbsterkenntnisse streut Schwarzenegger immer wieder in seine Interviews ein. Nicht nur deshalb muss man beim Lesen dieses Buches oft staunen. Die Konsequenz, mit der Arnold Schwarzenegger seine Träume lebt, ist einfach nicht real und bleibt unerklärlich. Im Grunde genommen ist Arnold Schwarzenegger ein Weltwunder unserer Zeit.Luxus Lyrik
Andreas Thalmayr: „Lyrik nervt“. Hanser Verlag, München 2004. 120 Seiten, 12,90 €