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Archiv-Artikel

MITTAGSPAUSE In Mitte

Zwei Reisebusse halten an, die Fensterputzer versuchen ihr Glück

Auf einer Verkehrsinsel, kurz vor einem Kreisverkehr, stehen drei Jungs. Sie sind ungefähr Anfang zwanzig, nicht dick, aber kräftig, haben kurze schwarze Haare. Einer hat einen Wassereimer in der Hand, und sein Oberkörper ist frei. Er ist sonnengebräunt. Sie stehen da mit Fensterwischern und warten darauf, dass die Ampel rot wird. Die Autos fahren schnell.

Am Straßenrand stehen Fahrradtaxis. Clemens sitzt in seinem Fahrradtaxi und liest ein Buch. Er hat ein weißes T-Shirt mit dünnen blauen Streifen, eine schwarze kurze Hose und dunkle Latschen an. Wenn Menschen vorbeilaufen, guckt er zu und lächelt. Er wartet auf seinen nächste Kunden an diesem sonnigen Nachmittag in Berlin-Mitte. Neben ihm stehen noch vier andere Fahrradtaxis. Sie sind von unterschiedlichen Firmen. Die Fahrradfahrer unterhalten sich im Schatten. Sorgen um die Konkurrenz muss man sich hier nicht machen. Die Kunden werden der Reihenfolge nach bedient.

Die Ampel ist auf Rot gesprungen. Die Jungs laufen zu den stehenden Autos. Die Autofahrer wollen sie aber nicht. Manche machen Scheibenwischer an, andere hupen oder fahren einfach ein Stück weiter. Der Junge mit dem freiem Oberkörper hat für eine Frau die Frontscheibe sauber gemacht. Er hat kein Geld bekommen. Zwei Reisebusse halten an, die Fensterputzer versuchen ihr Glück mit denen. Vergeblich.

Ein alter Man mit einer Plastiktüte läuft vorbei, er hat nur eine Badehose an. Die ist eng, kurz, leuchtend blau, mit einem knall rosa Steifen um den Bauch. Er guckt in die Mülltonne, findet aber nichts. Er läuft weiter.

Clemens holt sich Brot und Tomaten aus seiner Tasche. Mittags isst er auf Arbeit. Er ist gerade dreißig geworden, seit Mai 2012 fährt er jeden Tag die Touristen durch Berlin. Die Ampel ist wieder rot geworden, die Jungs sind aber nicht mehr da.

FAN ZHAO-JACOBS