MIT US-UNTERNEHMERINNEN AUF DU UND DU: Die Zukunft ist weiblich
■ USA: Mehr Frauen als Männer gründen einen Betrieb
Washington (dpa/vwd) — „Das erste, was mich Leute fragen, wenn ich ihnen erzähle, daß ich eine eigene Firma habe ist: Arbeiten Sie denn außer Haus?“ Laura Henderson antwortet dann immer ironisch: „Nein, ich beschäftige 140 Leute, und die kommen alle in meine Wohnung.“ Die Chefin einer Firma im Bundesstaat Maryland, die Broschüren zu medizinischen und biologischen Fragen erstellt, erwirtschaftet mit ihren 140 Angestellten zehn Millionen Dollar (rund 16 Mio DM) im Jahr. Trotzdem ist sie mit dem Klischee nur zu vertraut, daß es sich bei Frauen mit eigenen Betrieben im Höchstfall um Tupperware-Händlerinnen handeln kann.
Tatsache ist, daß rund 5,4 Millionen Frauen in den USA ihre eigene Firma haben; das sind 28Prozent aller US-Unternehmen, so eine Studie des Verbandes der Firmenbesitzerinnen. Sie geben rund elf Millionen Menschen Arbeit und schaffen damit zehn Prozent der Arbeitsplätze in den USA. Auch der Mythos, daß Frauen nur Firmen im Einzelhandel oder im Dienstleistungssektor haben, verblaßt. Sie sind mittlerweile auch zunehmend in der Landwirtschaft, in der Industrie und im Handwerk mit eigenen Betrieben vertreten — wenn auch noch in geringeren Anteilen.
Frauen haben in den vergangenen 18 Monaten rund 50Prozent mehr Betriebe eröffnet als Männer, heißt es in der Studie. Zum Vergleich: In der Bundesrepublik wird heute jeder dritte neue Betrieb von einer Frau gegründet. In den USA sind rund 40Prozent aller fraueneigenen Betriebe zwölf Jahre oder länger im Geschäft. Frauen besitzen eher kleinere Betriebe, die langsamer wachsen, aber auch weniger häufig pleite gehen. Arbeitgeberinnen investieren anteilig mehr in bessere Arbeitsbedingungen und Sozialleistungen für die Beschäftigten. Gemessen an ihrer Größe stellen sie auch mehr Leute ein.
„Noch immer aber werden Frauen-Betriebe von Banken nicht ernstgenommen“, sagt Sharon Hadary, Verbands-Geschäftsführerin. „Das bedeutet, daß sie begrenzten Zugang zu Krediten haben, mit ein Grund für langsameres Wachstum.“ Frauen investieren daher eher eigenes oder privat geliehenes Geld. Die geringe Verschuldung hat aber auch ihr Gutes. Während der mittlerweile fast zwei Jahre andauernden Rezession fällt es Frauen-Firmen leichter, die schwierige Zeit zu überstehen.
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