MIT RUSSISCHEN AUTOS AUF DU UND DU: Lada für Brasilien
Robuste Laikas erobern den brasilianischen Markt ■ Aus Sao Paulo Astrid Prange
Als im Juli 1990 der erste Lada von der Schiffsrampe auf brasilianisches Territorium rollte, belächelte die heimische Autoindustrie den russischen Pkw als häßliches Entlein. Doch mittlerweile hat sich der Neuankömmling aus dem Osten Respekt verschafft. Mit 27.500 verkauften Autos im vergangenen Jahr eroberte sich Lada in Brasilien einen Marktanteil von vier Prozent.
„Der lateinamerikanische Markt ist in den nächsten 15 Jahren äußerst vielversprechend“, sagte Lada-Direktor Vladimir Kadannikov kürzlich auf einem weltweiten Treffen aller Lada-Importeure in Sao Paulo. In 18 Monaten sei Brasilien zum Ausgangspunkt für Geschäfte in ganz Lateinamerika avanciert. Für 1992 plant der russische Konzern die Einfuhr von 40.000 Pkw.
Emilio Julianelli, Vorsitzender der brasilianischen Vereinigung der Autoimporteure (Abelva) und stellvertretender Direktor von Lada do Brasil, rechnet gar mit 80.000 russischen Import-Pkw in diesem Jahr, was einem Marktanteil von zwölf Prozent entspräche. Im Gegensatz zu den anderen 17 Autoimporteuren wie Volvo, Mercedes und BMW mache Lada jedoch nicht den nationalen Modellen der Luxusklasse Konkurrenz, sondern richte sich an Käufer aus der Mittelschicht. Die rasante Eroberung des brasilianischen Marktes durch die Modelle Laika und Samara sowie den Jeep Niva beruht auf dem Preisvorteil. Mit rund 7.000 Dollar ist der Laika zur Zeit das billigste Auto auf dem brasilianischen Markt.
Paulo Ricardo Braga, Marketing-Chef von Lada do Brasil, wehrt sich gegen das Adjektiv „billig“: „Unsere Modelle sind nicht billig, die nationalen Autos sind zu teuer“, kontert er. Das billigste in Brasilien produzierte Auto, der Fiat Uno Mille, kostet soviel wie der Russen-Jeep: 10.000 Dollar.
Besonders die Taxifahrer finden Gefallen an den robusten Viertürern. Die rund 2.000 Laika-Besitzer sind von dem großen Kofferraum und dem robusten Fahrgestell angetan. „Die vielen kleinen Vorteile machen das häßliche Entlein hübsch“, scherzt José Augusto Alves, Inhaber eines Taxiunternehmens in Rio, der kürzlich 13 Laika angeschafft hat. Die russischen Autos hätten ein Jahr unbeschränkte Garantie und würden den Schlaglöchern brasilianischer Straßen widerstehen.
Doch auch der Lada ist nicht perfekt: In der brütenden brasilianischen Sommerhitze verwandelt sich der „Leichenwagenexpreß“, wie die Brasilianer das Modell Laika wegen seiner viereckigen Form nennen, in einen mobilen Hochofen.
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