MIT HOLLANDS AUSVERKAUF AUF DU UND DU: Daimler frißt sich voll
■ Nach Fokker will der Konzern nun DAF schlucken
Eindhoven (dpa/taz) — Das Szenario ist nicht neu: In den Niederlanden wird bekannt, daß eine große deutsche Firma eine kleinere niederländische übernehmen will, es folgen Dementis mit Hintertürchen. Politiker und Gewerkschaften warnen vor dem „Ausverkauf unserer Industrie“. Exemplarisch dafür waren schon die Verhandlungen um einen 51-Prozent-Einstieg der Daimler-Benz-Tochter Deutsche Aerospace (DASA) bei den traditionsreichen niederländischen Flugzeugwerken Fokker. Ähnliches zeichnet sich jetzt auch für den geplanten Einstieg des Daimler- Benz-Konzerns beim niederländischen Lastwagenhersteller DAF ab, dessen Aktie seit gestern an der Börse zunächst nicht mehr gehandelt wird.
Nach entsprechenden Berichten hatte ein Daimler-Benz-Sprecher am Mittwoch dementiert, daß der Stuttgarter Konzern mit DAF Gespräche um einen Einstieg führt. Ein DAF-Sprecher bestätigte gestern genau das Gegenteil.
Hintergrund des geplanten Daimler-Einstiegs ist die ökonomische Schieflage des niederländische Lastwagenproduzenten. DAF schreibt seit Jahren rote Zahlen. 1991 betrug der Verlust rund 400 Millionen Gulden (rund 360 Mio. DM).
Daimlers Verhandlungsstrategie scheint sich nach den Erfahrungen mit Fokker nun zu ändern: Zunächst will der Konzern 30 Prozent Beteiligung an DAF-Aktien erwerben, um später die Aktienmehrheit zu übernehmen.
Daimler möchte mit seinem Angebot vor allem verhindern, daß der Nutzfahrzeughersteller in die Hände japanischer oder koreanischer Unternehmen übergeht. Interessant ist DAF für das deutsche Unternehmen vor allem wegen seiner starken Marktposition in den Benelux-Ländern und in Großbritannien.
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