MIT DEUTSCHEN AUTOBAUERN AUF DU UND DU: Deutsches Jahr für VW
■ Mehr verkauft, viel investiert, weniger verdient
Wolfsburg (dpa/taz) — Der Volkswagen-Konzern hat im vergangenen Jahr einschließlich der neuen Marke Skoda weltweit rund 3,3 Millionen Autos verkauft — soviel wie nie zuvor. Der Gewinn der Volkswagen AG wird 1991 allerdings unter dem Wert von 1990 (670 Millionen DM) liegen. Das geht aus der vorläufigen Bilanz über 1991 hervor, die der größte Autokonzern Europas gestern in Wolfsburg vorlegte. In Westeuropa, dem größten Automobilmarkt der Welt, hat der Konzern seine Spitzenposition auf einen Marktanteil von 16,4 Prozent ausgebaut. Der Konzernumsatz wuchs um 13 Prozent auf 77 Mrd. DM.
Das vergangene Jahr war für den Konzern, der in den alten Bundesländern 131.387, weltweit 267.997 Menschen beschäftigt (Schnitt 1990) ein „Jahr des deutschen Marktes“. Die durch den Nachfragesog aus den neuen Bundesländern ausgelöste Sonderkonjunktur ließ hierzulande den Absatz um 27,5 Prozent auf knapp 1,2 Millionen Fahrzeuge springen. Dabei florierte vor allem das Geschäft mit spanischen Seats. Es schnellte um knapp 83 Prozent nach oben, während der Audi-Absatz um 26 Prozent und der VW-Absatz um 23,3 Prozent stieg. Mit einem Skoda kann man in Deutschland allerdings immer noch auffallen; lediglich 24.000 Fahrzeuge dieser Marke wurden ausgeliefert.
In den alten Bundesländern wuchs der Marktanteil des VW- Konzerns auf 27,7 Prozent. In den neuen Bundesländern eroberte der Konzern einen Anteil von 24,7 Prozent — dort fährt man lieber die Wagen der Opel-Konkurrenz.
Der Auslandsabsatz entwickelte sich analog zur jeweiligen Konjunktur: sinkende Absätze in den USA (um 30,8 Prozent), steigende in Mexiko (6 Prozent), Brasilien und Argentinien (3,6 Prozent). In Japan sank der Absatz um 16,7 Prozent auf 44.000 Autos.
Den Grund für den geringeren Gewinn sieht VW in der Erneuerung der Produktpalette sowie damit verbundene weitere Verbesserungen der Produktionsanlagen. In den nächsten fünf Jahren will VW 51 Milliarden DM investieren. Zum Vergleich: Zur Entschädigung der insgesamt 16.000 VW- ZwangsarbeiterInnen der Nazi- Zeit hat der Konzern zwölf Millionen Mark übrig — als einmalige Überweisung an die VW-Stiftung, die damit Gutes in den Ländern der Deportierten tun soll. dri
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