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MIT DER VERSICHERUNG AUF DU UND DULloyd's in den roten Zahlen

■ Katastrophen haben die britische Institution erschüttert

London (dpa/vwd) — Lloyd's of London steckt in der Klemme. Zahlreiche Katastrophen der letzten Jahre haben das 300 Jahre alte Versicherungsunternehmen schwer erschüttert. Die durch Sturmschäden und schwere Unfälle entstandenen Versicherungsverluste von mehr als zwei Milliarden Pfund (5,8 Milliarden Mark) allein im Jahr 1989 trieben der traditionellen britischen Institution Pleiten und Klagen ins Haus. Der Vorstand von Lloyd's hofft, durch Reformierung der bisherigen Praxis die bisherige Struktur zu retten.

Lloyd's ist ein Zusammenschluß von mehr als 3.000 britischen Versicherungskaufleuten, die von einem zu versichernden Risiko einen ausgewählten Anteil zeichnen. Der Name stammt von dem Kaffeehausbesitzer Edward Lloyd, bei dem Ende des 17. Jahrhunderts Schiffsinteressenten verkehrten. Die Vereinigung wurde durch Gesetz von 1871 als Lloyd's Corporation genehmigt. Das Lloyd's Committee, dem Aufsichtsrat vergleichbar, verlangt von allen Mitgliedern die Bereitstellung eines Bardepots und darüber hinaus persönliche Haftung. Lloyd's ist in Deutschland für aufsichtspflichtige Zweige nicht zugelassen.

Als Lloyd's vor einem Jahr zum ersten Mal erhebliche Verluste einfuhr, gab es nicht nur Erstaunen, sondern auch Klagen und Drohungen. Unter den an Gewinne gewöhnten Mitgliedern wurde Kritik laut, daß die Risiken nicht in allen Versicherungssyndikaten gleichmäßig verteilt gewesen seien. Lloyd's-Chef David Coleridge mußte sein ganzes Geschick aufbieten, um nach Vorlage der jüngsten Verlustbilanz auf der Jahresversammlung im Juni ganze Angriffswellen abzuwehren. Aber bereits vor der gestrigen außerordentlichen Jahresversammlung kündigte die britische Presse an, daß Coleridge abtreten müsse und sein bisheriger Stellvertreter zum Nachfolger vorgeschlagen werde.

Künftig soll der Lloyd's-Feuerwehrfonds von 500 Millionen Pfund auf eine Milliarde Pfund aufgestockt werden. Für jene, die zum Teil mit Verkauf von Haus, Hof und allen Habseligkeiten für die Verluste der Vergangenheit aufkommen müssen, bringen diese Veränderungen allerdings keine Entlastung. Die britische Regierung hat zudem klargemacht, daß sie nicht einspringen werde. Ob nach den herben Verlusten der letzten Zeit bei Lloyd's auch künftig noch genug Schultern bereitstehen, auf die sich Risiken und Lasten verteilen lassen, ist fraglich. Die Zahl der Mitglieder, die ihr Vermögen in das Lloyd's-Versicherungsgeschäft stecken, ist schon stark gesunken: von fast 33.000 im Jahr 1988 auf jetzt etwa 22.000. Die Angst vor Verlusten schreckt viele ab, die auf leichtes Geld hofften.

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