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MIT DER TREUHAND AUF DU UND DUAbschied vom Billigbuch

■ Bis Jahresende sollen alle DDR-Verlage privatisiert sein

Berlin (ap/taz) — Die Zeiten der Billigbücher aus Ostdeutschland sind endgültig vorbei. Die Treuhandanstalt hat von 54 ostdeutschen Buch- und Zeitschriftenverlagen in ihrer Verantwortung bislang 36 privatisiert, der Rest solle bis zum Jahresende folgen. Zusätzlich verwaltet sie noch 30 Verlage früherer Parteien und Massenorganisationen der DDR. Über ihr Schicksal müsse jedoch die unabhängige Kommission für das Parteienvermögen entscheiden, wie die Treuhand gestern mitteilte.

Der Verbraucher müsse nun Abschied nehmen von der Vorstellung, ostdeutsche Bücher hätten billiger zu sein als westdeutsche, erklärte Albrecht Greuner vom Direktorat Dienstleistungen der Treuhand. Die frühere „hemmungslose“ Produktion als Zuschußgeschäft in der DDR, in der die einzige Produktionsbeschränkung die Papierzuteilung gewesen sei, gehöre der Vergangenheit an. Nagelprobe für die Überlebensfähigkeit der Verlagshäuser seien nun die Herbstprogramme.

Treuhandvorstandsmitglied Wolf Klinz sagte, es sei gelungen, „praktisch alle Verlage an ihrem jetzigen Produktionsstandort zu erhalten“. Allerdings seien nur 1.150 Arbeitsplätze übriggeblieben. Das entspricht nach den Zahlen der Treuhand rund einem Drittel der früheren Beschäftigtenzahl.

Im wesentlichen war die Privatisierung der Verlage für die Treuhand ein Zuschußgeschäft. Nach eigenen Angaben mußte sie einige der überschuldeten Betriebe zum symbolischen Preis von einer Mark abgeben und häufig auch für die Sozialpläne aufkommen. Klinz betonte jedoch, daß die meisten Betriebe ohne die dazugehörigen Immobilien verkauft worden seien, um Spekulanten draußen zu halten, die sich gar nicht für den Verlag als solchen interessiert hätten. Die Verlage bekamen nach Treuhandangaben Pacht- und Mietverträge angeboten, die Immobilien werden gesondert verkauft. Sechs Verlage seien ihren alten Eigentümern in Westdeutschland zurückgegeben worden.

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