MIT DER TREUHAND AUF DU UND DU: Energie-Manager gefeuert
■ 500 Millionen DM Verlust bei Verkauf des PCK Schwedt?
Berlin (dpa/vwd) — Die Berliner Treuhandanstalt hat ihren Generalbevollmächtigen für die Energiewirtschaft, Hans Peter Gundermann, „wegen nicht überbrückbarer Meinungsunterschiede in fachlichen Fragen“ mit sofortiger Wirkung von seinen Aufgaben entbunden. Treuhandsprecher Wolf Schöde sagte am Samstag, die Entscheidung stehe nicht im Zusammenhang mit der Überprüfung des Verkaufs der PCK Schwedt AG, dem früheren Petrochemischen Kombinat Schwedt, an das Veba Oel/ DEA-Konsortium. Gundermann hatte diesen Verkauf abgewickelt.
Daraus drohen nach einem Bericht des Berliner 'Tagesspiegel‘ der Treuhand nun Verluste von bis zu einer halben Milliarde DM. Obwohl das Unternehmen am 1. Juli 1990 in der Eröffnungsbilanz einen Wert von 600 Millionen DM auswies, sei es zu einem Verlustgeschäft gekommen.
Der Sprecher der Veba Oel AG, Norbert Jaeger, wies darauf hin, daß der Kaufpreis für das Anlagevermögen der Raffinerie eine Milliarde DM betragen habe. „Über die Höhe des letztendlichen Kaufpreises können keine Angaben gemacht werden, solange die Stichtagsbilanz noch nicht vorliegt“, sagte Jaeger auf Anfrage.
Nach Angaben von Schöde habe sich als einziger Bewerber für die Raffinerie seinerzeit das Konsortium gemeldet. Angesichts erheblicher Umweltaltlasten, eines hohen Modernisierungsbedarfs und erheblicher wirtschaftlicher Risiken beim Betrieb der Raffinerie habe die Treuhand im Kaufvertrag Bestimmungen akzeptieren müssen, die erhebliche Leistungen ihrerseits vorsehen.
Im Rahmen der regelmäßigen Vertragsüberprüfungen durch das Controlling seien später allerdings „Fragen aufgeworfen worden, die derzeit weiter untersucht werden“, erläuterte Schöde den Sachstand. Daß die Umsetzung von Verträgen dieser Größenordnung und Komplexität ständiger Gespräche bedürfe, sei selbstverständlich.
Gundermann, der früher auch als Unternehmensberater für die Ruhrgas AG (Essen) arbeitete, hat nach Angaben des 'Tagesspiegel‘ ferner versucht, den von der Ruhrgas für das ostdeutsche Ferngasunternehmen „Verbundnetz Gas“ (VNG) gezahlten Preis von einer Milliarde DM nachträglich zu halbieren. Dabei habe es sich bei den 500 Millionen um die Altschulden der VNG in der DDR gehandelt, die bereits vom ausgehandelten Kaufpreis von 1,5 Milliarden DM abgezogen worden waren. Der Preisnachlaß sei buchstäblich in „allerletzter Minute“ allein durch das Stehvermögen der Controller verhindert worden. Ohne auf diese Details einzugehen sagte Schöde, im Zusammenhang mit der VNG gebe es nichts, was Gundermann vorzuwerfen wäre.
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