MIT DEN GOLDGRÄBERN AUF DU UND DU: Schwarzmarktpreise offiziell
■ Guyana bekämpft erfolgreich den Goldschmuggel
Georgetown (ips/taz) — Jahrelang waren es die Goldsucher im südamerikanischen Staat Guyana gewöhnt, das dem zerklüfteten Hinterland mühsam abgerungene Edelmetall an Schwarzhändler zu verkaufen: Die zahlten einfach besser. Doch nun sind sie dabei sich umzustellen. „Wir deklarieren jetzt mehr Gold, weil der Preis stimmt“, sagt Pet Harding, ehemaliger Vorsitzender einer Goldgräbervereinigung. Guyanas Goldbehörde ist die einzige Institution im Lande, die das Edelmetall legal aufkauft. Der Grund für die neue Ehrlichkeit der Goldgräber ist die Entscheidung der Regierung, künftig den Schwarzmarktpreis zu zahlen. Seither ist der Schmuggel nach Brasilien anscheinend rückläufig.
1987 waren die angekauften Goldmengen, nachdem die Regierung wieder einmal den offiziellen Preis an den Schwarzmarktpreis anzupassen versucht hatte, gestiegen. 1988 sanken sie wieder, als der illegal für das Edelmetall bezahlte Preis den offiziellen überholte. Im zweiten Halbjahr 1990 schließlich schaffte es die Goldbehörde, ihren Preis den Schwankungen des Schwarzmarkts anzupassen. In den ersten fünf Monaten dieses Jahres konnte sie 19.918 Unzen Gold ankaufen — mehr als im gesamten Jahr 1989.
20.000 Menschen leben in Guyana von der Goldschürferei. Die meisten von ihnen sind selbständig. Andere arbeiten in kleinen bis mittleren Bergbaubetrieben. Der Industriezweig litt in den letzten Jahren zum einen unter den wachsenden Kosten für den Betrieb der Bagger, die gebraucht werden, um den goldhaltigen Grund der Bäche und Flüsse des Landes auszubaggern. Zum anderen machte die Regierung dem Sektor das Leben schwer: So gibt es für Gold- und Diamantensucher keine Zollbefreiungen mehr für die Ausrüstung. Derzeit ist Gold Guyanas fünftwichtigstes Exportprodukt nach Zucker, Bauxit, Reis und Tropenholz.
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