MIT DEM EWS AUF DU UND DU: Anker mit Gittern
■ Chronologie des Europäischen Währungssystems
Brüssel (dpa) — Das Europäische Währungssystem (EWS) besteht seit dem 13. März 1979. Es wurde von den Staats- und Regierungschefs der EG auf Initiative des früheren Bundeskanzlers Helmut Schmidt und des damaligen französischen Staatspräsidenten Valerie Giscard d'Estaing ins Leben gerufen. Ziel war es, in Europa eine Zone stabiler Währungen zu verwirklichen.
Das EWS ist eine Weiterentwicklung der sogenannten „Währungsschlange“ aus dem Jahr 1972, eines gemeinschaftlichen Wechselkurs- und Interventionssystems. Angetrieben von den zunehmenden Schwankungen auf den internationalen Devisenmärkten in den späten 70er Jahren, zwängten acht EG- Länder — Belgien, die Bundesrepublik, Dänemark, Frankreich, Irland, Italien, Luxemburg und die Niederlande — ihre Währungen in das Korsett eines „Wechselkursgitters“.
In diesem Gitter stehen die beteiligten Währungen in einem festgelegten Verhältnis zueinander. Bezugsgröße ist die eigens eingerichtete Europäische Währungseinheit (ECU). Die Wechselkurse der Partnerwährungen dürfen untereinander in einer Bandbreite von 2,25 Prozent nach oben oder unten schwanken. Werden diese Margen überschritten, greifen die Notenbanken stützend an den Devisenmärkten ein. So entstand in Europa dank relativ starrer Wechselkurse ein stabile Währungszone.
Inzwischen gehören alle zwölf Mitgliedstaaten der EG dem EWS an. Im Wechselkursmechanismus fehlen nach der Aufnahme der spanischen Pesete (Juni 1989) und dem Beitritt des britischen Pfundes nur noch die Währungen Portugals und Griechenlands. Spanien steht noch die breite Schwankungsmarge von sechs Prozent zu, Italien hatte diesen Sonderstatus im Januar 1990 aufgegeben.
In dem elfjährigen Bestehen des EWS gab es insgesamt elf Korrekturen der Leitkurse. Das letzte größere „Realignment“ am 12. Januar 1987 brachte ein Aufwertung der DM und des holländischen Guldens um je drei Prozent und des belgisch-luxemburgischen Franc um zwei Prozent.
Kritiker bemängeln, das EWS stehe in zu starker Abhängigkeit von der deutschen DM. Anhänger wiederum machen geltend, daß die straffe Geldpolitik der Bundesbank als „Anker“ des Systems anderen EG-Ländern im positiven Sinne stärkere Disziplin in der Inflationsbekämpfung abverlangt.
Die Einbindung aller EG-Währungen in das EWS gilt als Voraussetzung für das Zusammenwirken der EG-Länder in der geplanten Wirtschafts- und Währungsunion, deren erste Stufe am 1. Juli dieses Jahres begann.
Als Endziel dieser Union wird eine einheitliche europäische Währung, ausgegeben von einer Europäischen Zentralbank, angestrebt, die alle nationalen Währungen ersetzen soll.
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